Samstag, 29. August 2015

Episode 41 - …und wer froh ist, ist ein König… #100happydays, Part2

Keine Ahnung, wie ich auf den Kanon aus Kindertagen kam, als ich nach einem geeigneten Titel für Teil1 und Teil2 meiner #happyday Episoden suchte.
Nachdem ich den ersten Teil letzte Woche veröffentlicht hatte, bat ich meinen Freund Google, doch in den Weiten des Internets einmal zu recherchieren, ob und wie dieses beliebte Kinderlied weitergeht.
Zugegeben, nach der ersten Textzeile, dem bekannten Teil der auch heute noch gern zweistimmig im Musikunterricht gesungen wird, ist die Message schon klar.
Froh zu sein bedarf es wenig und wer froh ist, ist ein König.
Als Google mir dann aber brav den kompletten Text mit allen 10 Strophen apportierte, freute ich mich doch sehr, eine so gute Beschreibung und Zusammenfassung zu der #100happydays Aktion gefunden zu haben.

„Täglich darf ich spielen, springen, leben, lernen, Lieder singen“

Ich startete an einem Donnerstag, genauer gesagt am 09.April.
Die ersten Tage waren voll von schönen, "post-baren" Momenten. Eine Geburtstagsfeier wurde von einem Nachmittag bei meiner guten Freundin und meinem Patenkind abgelöst, darauf folgte ein erlebnisreicher Samstag mit meinen Mädels, gefolgt von einem Grillabend mit Freunden.
Auf vier vollgeplante Tage folgte schließlich, unvermeidbar, der Montag und hier stand ich zum ersten Mal vor der Herausforderung etwas zu finden, was mich an einem Montag, mit 11 Stunden Arbeit und ohne private Verabredungen glücklich machen könne.

„Täglich schenkst du Sonnenschein, Licht und Leben, Groß und Klein“

Oft hatte ich Freundinnen schon gesagt, dass man manchmal auch selbst für kleine Highlights im Alltag sorgen muss. Dass man die Verantwortung nicht komplett abgeben darf, sondern sich auch selbst glücklich machen sollte. Hin und wieder, so stellte ich fest, half es auch, sich selbst mal zuzuhören und die eigenen Ratschläge zu beherzigen.

„Schufst auch mich, gabst mir das Leben und willst vieles mir noch geben“

An diesem ersten Montag meiner #100happydays, ging ich das erste Mal wieder alleine frühstücken. Das hatte ich das letzte Mal vor über einem Jahr getan. In der Zeit in der ich keinen Kontakt zu Niko hatte und viel Zeit mit mir und meinen Gedanken verbringen wollte. Ich trank Kaffee, las Zeitung, ließ mir die Sonne ins Gesicht scheinen. In den nächsten Tagen und Wochen kaufte ich mir Blumen, ich stand tatsächlich um 8 Uhr auf, um vor der Arbeit noch einen Spaziergang durch den Park oder den Wald oder um den See zu machen, ich setzte mich nach einem langen Arbeitstag  mit der Vogue in eine kleine Bar und gönnte mir eine Margarita. Und auch wenn es anfänglich ein Gefühl von „ich muss heute noch was schönes machen“ war, so war es im Nachhinein doch immer ein gutes Gefühl und eine Bereicherung.

„Bunte Wiesen, Schmetterlinge,  Luft und Wasser, schöne Dinge“

Schnell merkte ich, dass mich Kleinigkeiten erfreuten, Kleinigkeiten, an die ich unter anderen Umständen gar nicht gedacht hatte. Am Wasser zu sitzen, während die Sonne unterging, das Licht durch die Bäume im Wald fallen zu sehn, Eichhörnchen zu beobachten, meine Katze zu kraulen und dem Schnurren zu lauschen oder einfach mit einer Kollegin noch ein Feierabendbier zu trinken. Die bewusste Suche nach einem „glücklichen Moment“ der in irgendeiner Form über Facebook als happyday veröffentlicht werden konnte, sorgte dafür, jeden Tag bewusster zu leben und sensibler zu reflektieren.

„Sollt‘ ich da nicht dankbar sein und mein Bestes geben drein?“

Hin und wieder gab es Tage, an denen nichts „besonderes“ geschah, an denen ich mich nicht aufraffen konnte früh aufzustehen und etwas zu unternehmen. Manchmal ging ich dann alle Nachrichten in meinem Handy durch, die ich an diesem Tag bekommen hatte. Nachrichten via WhatsApp, Mail, Sms oder Facebook gehen täglich in so hoher Frequenz bei uns ein, dass sie oft nur nebenbei überflogen werden. Aber warum sollten elektronische Nachrichten weniger wert sein als Briefe oder Karten? Sich an solchen Abenden bewusst zu machen, wie viele Freunde mir tatsächlich über den Tag liebe Nachrichten  geschrieben hatten ließ mich dankbar werden. Dankbar, für die vielen tollen, aufmerksamen, besorgten, hilfsbereiten Menschen die an diesem Tag an mich gedacht hatten. Dankbar für ein Gefühl von Zufriedenheit.

„Alles ihm zur Ehre tun, seine Schöpfung lieben nun.“

Viele Freunde schrieben oder sprachen mich auf die Aktion an. Reaktionen wie „hast du 100 Tage Urlaub?“ oder „ist das ein Countdown zu einem bestimmten  Ziel?“ waren dabei. Gerne erklärte ich die Aktion und den Sinn dahinter und einige meiner Freunde und Bekannten begannen ebenfalls damit ihre persönlichen #100happydays zu posten.

„Deshalb will mein Lied ich singen, Lob und dank dem Schöpfer bringen.“

Viele Entscheidungen traf ich aufgrund dieser Aktion. Viele Entscheidungen traf ich aus dem Bauch heraus und ich kann mit Sicherheit sagen, dass ich viele Verabredungen abgesagt und einige Kurztrips nicht gemacht hätte. Viele schöne Begegnungen wären mir entgangen. Aus Faulheit, weil ich müde war oder „keine Zeit“ gehabt hätte. Rückblickend war ich deswegen aber nicht gestresste oder unausgeschlafener sondern ausgeglichener.

„Er ist Anfang er ist Ende, hält auch über mich die Hände.“

Die letzten 7 Tage befiel mich eine gewisse Melancholie. 100 Tage lang hatte ich jeden Tag etwas von mir preisgegeben. Es war ein Druck der von mir abfiel nicht mehr jeden Tag etwas posten „zu müssen“, gemischt mit dem stolz es „durchgezogen“ zu haben. Vor allem war es aber traurig. Es war ein kleiner Abschied. Abschied von gut drei Monaten die wunderschön, voller Erlebnisse und Überraschungen  so viel glücklicher abgelaufen waren, als ich es zu Beginn erwartet hatte.

„Lebe jeden Tag, als wäre es dein letzter“ ist ein Spruch, mit dem ich nie was anfangen konnte. Wüsste ich, dass der nächste Tag mein letzter wäre, würde ich alles anders machen. Ich würde alle Freunde kontaktieren, ich würde alle Menschen zu mir einladen die ich liebe, ich würde mit meinen Eltern spazieren gehen und ich würde (so sehr ich meinen Job auch mag) NICHT arbeiten gehen. Es ist also völlig unmöglich JEDEN Tag so zu leben.
Man kann aber durchaus jeden Tag dankbar sein. Jeder Tag birgt etwas wunderbares in sich! Manchmal ist es winzig, manchmal nur ein liebes Wort, eine Einladung zum Essen oder Mondlicht, dass sich im Wasser spiegelt… man muss es nur erkennen.

"Froh zu sein bedarf es wenig, der die Freude schuf ist König."



Samstag, 22. August 2015

Episode 40 - Froh zu sein bedarf es wenig... #100happydays, Part1

Ich habe einen neuen Lieblingssender: ZDFinfo.
Ich verdanke das Niko, der eines Abends auf die grandiose Idee kam, meine Fernsehsender alphabetisch zu sortieren, sowie meinem Tick, rückwärts  zu zappen.
Obwohl ich die neue Sortierung am Anfang etwas nervig fand, muss ich doch zugeben, das ich bei der riesigen Auswahl an Programmen unter anderen Umständen wahrscheinlich nie bei ZDFinfo angekommen wäre.
Der ein oder andere kritische Leser fragt sich jetzt vielleicht, warum meine Episode mit Schwärmereien über ZDFinfo startet: ganz einfach, weil ich da gestern durch einen kleinen Zufall (und meine Rückwärts-zapp-macke) den Einstieg zu dieser Episode gefunden habe.

Ich habe schon so viele Reportagen über Berlin gesehen. Berlin vorm Krieg. Berlin im Krieg. Berlin nach dem Krieg. Berlin und die Mauer. Berlin und der Mauerfall… diese war trotzdem anders und wunderschön, denn sie erzählte die Geschichte von Menschen, die ihr Glück nicht trotz, sondern gerade wegen der Berliner Mauer gefunden haben.
Eine junge Frau, 18 Jahre, arbeitete im Westen, wohnte aber im Osten. Täglich „pendelte“ sie, so auch am Tag des Mauerbaus. Nach der Arbeit beschloss sie, noch in eine kleine Bar zu gehen... oder ein Tanzlokal? Keine Ahnung, wie man das 1961 nannte.
Sie beobachtet dort einen Musiker. Die Beiden kommen ins Gespräch, flirten und so vergisst sie die Zeit. Als sie schließlich wieder nach Hause „reisen“ möchte, ist die Mauer zu. Der junge Musiker, selbst er 19, bietet ihr an, die Nacht bei ihm und seiner Mutter zu verbringen. Auf der Couch im Wohnzimmer versteht sich. Es ist schließlich 1961. Man ist sich sicher, dass sich in den nächsten 48 Stunden schon alles klären wird. Aus 48 Stunden werden Tage, aus Tagen Wochen. Die Mutter des Musikers ist genervt von dem „Dauergast“. Zu klein ist die Wohnung in Wedding. Um eine eigene Wohnung zu bekommen, hält er schließlich um die Hand der jungen Frau an. „Es war die einzige Möglichkeit für uns“ erzählt die 72 jährige Frau im Fernsehen, die in diesem Jahr ihren 54. Hochzeitstag feiert. Und sie sagt etwas, das so wahr ist und was ich für diese Episode an keinem besseren Beispiel hätte erklären können: „Glück ist oft nur eine Frage der Perspektive und der Interpretation. Und das Glück ist individuell. Der Mauerbau, der für viele Familien so schrecklich war, vieles zerstört hat, war für mich persönlich das Glück meines Lebens.“
Glück. 
Vor einigen Jahren ging eine sehr interessante Studie durch die Medien: „Envy on Facebook: A Hidden Threat to Users‘ Life Satisfaction?“
Das ganze hört sich kompliziert an, beschreibt aber im Grunde nur folgende Situation:
Soziale Netzwerke lösen, einer Studie zufolge, bei einem Teil ihrer Nutzer negative Gefühle aus. Der Grund hierfür liegt im Neid. Man sieht das Leben seiner Freunde, welches (natürlich) sehr positiv dargestellt wird. Man vergleicht sein eigenes Leben zwangsläufig mit dem seiner Freunde. Da wird nicht bedacht, das Petra seit 9 Monaten keinen Urlaub hatte, sich gerade von ihrem Mann getrennt hat und den Mallorca Urlaub nur mit Schulden finanzieren konnte. Was hängen bleibt ist: Petra hat grad die Zeit ihres Lebens auf Mallorca, während man selbst arbeiten muss. Um diese negativen Gefühle zu kompensieren, komme es zu einer ausgeprägten Selbstpräsentation - die wiederum Neidgefühle bei anderen hervorrufe. Die Forscher sprechen von einer "Neidspirale".
Die Frage die ich mir in diesem Zusammenhang vor einigen Monaten gestellt habe war: was macht mich täglich glücklich? Und hier schließt sich der Kreis nun endlich. 100 Tage wollte ich jeden Tag ganz bewusst etwas finden, was mich glücklich machte. Und ich wollte es teilen. Nicht um die Neidspirale anzukurbeln, sondern um darauf hinzuweisen, dass man jeden Tag ein klein wenig glücklich sein kann, wenn man sich sein persönliches Glück nur bewusst macht. An manchen Tagen waren es Blumen, an manchen Tagen das Gulasch von Mama und an anderen verrückte Dinge, wie ein spontan Trip nach New York… es waren 100 Tage voller Abenteuer. Schlussendlich gebe ich heute der Dame bei ZDFinfo recht: Glück ist oft nur eine Frage der Perspektive und der Interpretation. In jedem Tag liegt ein Stück Glück. Mehr dazu nächste Woche.

Samstag, 15. August 2015

Episode 39 - Forderungen und Verbindlichkeiten

Ich muss zugeben, dass ich wirklich tolle Freundinnen habe. Allesamt bildhübsch, intelligent und witzig und obwohl jede für sich einzigartig ist und keine der anderen ähnelt, haben unsere Freundschaften doch alle eine ähnliche Dynamik:
Mal ist der Kontakt sehr intensiv (meist in Phasen, in denen das Leben ein paar Stolpersteine für einen von uns bereithält), mal brauchen wir etwas länger, um uns wieder zusammen zu finden.
Mit Verabredungen läuft es ganz ähnlich.
Da gibt es die spontanen Verabredungen, die getroffen werden, wenn sich plötzlich eine Lücke in unseren stressigen Leben auftut und die lange geplanten. Ich liebe es, wenn meine Freundin Finja mich spontan anruft, weil ihr Freund länger arbeiten muss und ich tatsächlich grad Zeit habe auf ein Glas Wein rum zu fahren, oder wenn ich Esther nach einer Frühschicht anrufe, um mich nach der Arbeit noch auf nen Kaffee mit ihr zu treffen und sie zufällig grad keine anderen Pläne hat.
Solche spontanen Treffen können einem manchmal den Tag retten.
Wenn ich mich spontan mit meinen Freundinnen verabreden will, gibt es dafür meist nur einen Grund: ich habe Sehnsucht nach Gesellschaft.
Das klingt pauschal erstmal nicht so nett. Sehnsucht nach Gesellschaft hört sich sehr allgemein an, sehr unpersönlich. Wenn ich aber etwas genauer darüber nachdenke ist es doch genau das. Warum verabrede ich mich denn nach einem langen Arbeitstag oder an meinem einzigen freien Nachmittag, anstatt in Ruhe auf der Couch zu gammeln, oder etwas Zeit mit mir selbst zu verbringen?
Natürlich ist es eine Art von Sehnsucht! Sehnsucht nach einem bestimmten Menschen oder danach einfach zu reden und etwas abgelenkt zu werden. Spontane Anfragen meiner Freundinnen sind für mich also absolut positiv.
Zu diesem Urteil kam ich, während ich mit meiner lieben Kollegin im Auto saß und mal wieder in eine Unterhaltung über Männer und Beziehungen verwickelt war. Ihr Freund hatte sie wenige Minuten zuvor angerufen und gefragt, ob sie spontan Zeit hätte sich mit ihm zu treffen und sie hatte, ein wenig genervt, zugesagt. Genervt, weil sie ihn schon vor drei Tagen gefragt hatte, ob er Mittwoch Abend Zeit hätte, mit ihr ins Kino zu gehen, worauf er mit einem unschlüssigen "ich weiß noch nicht, Phillip wollte vielleicht was trinken gehen" geantwortet hatte. Ich kannte diese Situation nur zu gut und verstand, was sie nervte: eine geringe Entscheidungsfreude wenn es um eine verbindliche Verabredung mit ihr ging, gefolgt von einer spontanen Sehnsucht, sie doch zu sehen. Verbindlichkeit scheint in Beziehungen immer wieder ein Thema zu sein, welches zwischen Männern und Frauen für Konflikte sorgt. Verbindlichkeiten bezeichnen im Schuldrecht die Verpflichtung eines Schuldners gegenüber dem Gläubiger.
Das klingt ziemlich unattraktiv. Danach ist eine Verbindlichkeit eine Schuld, eine Last, eine offene Rechnung.
Kein Wunder also, dass so etwas für einige Männer nicht sonderlich erstrebenswert klingt.
Ich dachte an meine Mädels. Das besondere an unseren spontanen Treffen war, dass sie sich zusätzlich und unerwartet zu unseren ansonsten sehr geplanten, organisierten Verabredungen ergaben.
Jede meiner Freundinnen hatte ein vollgepacktes Leben. Jede für sich jonglierte mit ihrer Beziehung, ihrer Familie, ihrem Job, ihren Hobbies und schaffte es trotz allem, mich in dieses ganze Chaos einzuplanen.
In Gedanken blätterte ich meinen Kalender durch:
Freitag Shopping mit Felicitas (geplant seit drei Wochen)
Montag Training und Essen gehen mit Yvonne (geplant seit zwei Wochen)
Und übernächste Woche Wellness mit Maren (geplant seit vier Wochen). Warum fiel es vielen Männern nur immer wieder so schwer zu planen und sich damit "verbindlich" zu machen? Das Gegenstück zu Verbindlichkeiten sind Forderungen. Lag es daran? Waren wir Mädels generell zu fordernd wenn es um unsere Beziehungen ging? Mir ist klar, dass es auch die Männer gibt, die mit Freude im Mai die Silvesterparty planen oder den Urlaub im November. Während ich noch überlege bekomme ich eine Nachricht: "ich könnte in zwei Wochen bei dir sein, kann ich dich einplanen :) ?"Ich musste lächeln. "Absolut und verbindlich :) !" antwortete ich und fragte mich im selben Augenblick ob es die Entfernung war, die uns gelehrt hatte zu "planen" oder eine Weiterentwicklung unserer Beziehung. So oder so. Ich schaute zu meiner Kollegin und konnte nicht anders als ihr mal wieder recht zu geben: "Ich weiß, was du meinst, trotz aller spontanen Dates ist es hin und wieder auch ganz schön, wenn jemand mit dir plant".


Samstag, 8. August 2015

Episode 38 - it's all in your head


Im Allgemeinen hält man Männer meist für pragmatisch und lösungsorientiert, während Frauen oft eine gewisse Emotionalität zugesprochen wird.

Es gibt unzählige Karikaturen, die dies humorvoll veranschaulichen sollen.

 

 (Quelle:http://de.webfail.com)

 


Und auch wenn ich mir oft ein Schmunzeln nicht verkneifen kann, so halte ich doch im Großen und Ganzen nicht allzu viel von dieser sehr pauschalen Kategorisierung.

Nicht, weil ich das Gefühl habe, dass es zu allgemein ist und alle Männer und Frauen in einen Topf schmeißt, sondern weil ich diese Beobachtung in den letzten Jahren weder an mir noch an anderen Freunden machen konnte.

Die Fakten sind den meisten Menschen bekannt: Die linke Gehirnhälfte denkt logisch und analytisch, die rechte Gehirnhälfte steuert die Intuition, Kreativität und Gefühle. Doch den Frauen jetzt eine verstärkte Nutzung der rechten und den Männern eine fast ausschließliche Nutzung der linken Gehirnseite zu unterstellen, wäre nicht nur zu einfach, sondern auch falsch.

Woher kommen also diese ganzen Klischees von komplizierten, emotionalen, unentschlossenen Frauen und logisch denkenden, genervten Männern, mit denen sich im Comedybereich anscheinend immer noch gut Geld verdienen lässt?

Oder anders gefragt: wo sind diese Stereotypen? Existieren sie wirklich irgendwo da draußen, weit entfernt von mir und meinem Freundeskreis?

Meine Referenz sind meine Freundinnen.

Nehmen wir zum Beispiel Yvonne. Eine hübsche, liebevolle, intelligente Frau in einer knapp einjährigen Beziehung. Auf den ersten Blick wirkt alles erst mal sehr typisch.

Sie kocht gerne, sie ist kreativ, ist zuständig für die Wohnungseinrichtung... sie strickt sogar hin und wieder. Er hat einen Bürojob, kann gut mit Geld und Zahlen und hat ein ziemlich unemotionales Verhältnis zu Dingen wie Blumenvasen oder Bilderrahmen.

Allein aus dieser Personenbeschreibung könnte wahrscheinlich selbst der schlechteste Standup Comedian einen Mann-Frau-Sketch schreiben (und genau das tun ja auch viele). Was aber in solchen Situationen selten beleuchtet wird, ist die Rolle der Frau darüber hinaus: Nicht Yvonne ist es nämlich, die hin und wieder in eine sehr grüblerische Stimmung verfällt, ihre Problem hin und her wälzt und ihre Sorgen nicht so richtig auf den Punkt bringen kann, sondern er!

 

Maren: eine wirklich tolle Freundin mit einem tollen Mann. Und lange davor einem etwas weniger tollen Exfreund. Während ich mit Maren in all den Jahren unserer Freundschaft immer und immer wieder typische „Mädchenprobleme“ analysiert und bis zum Letzten ausdiskutiert habe, mal bei einem Kaffee, mal bei einem Cocktail, wirkt sie doch stets sehr sortiert und praktisch.

Und auch hier: nie war es Maren die Schwierigkeiten hatte eine Entscheidung zu treffen, ein Problem zu schultern und zu lösen oder sich über Sinn oder Unsinn einer Idee klar zu werden...

 

Zwei Frauen, stellvertretend für viele, viele andere die ich jeden Tag beobachte. Überall.

Zum Beispiel im Supermarkt. Da wäre zum Beispiel der junge Mann, der der Verkäuferin mitteilt, dass die Milch in den unteren Regalen leer sei und man an die Packungen oben nicht ran kommen würde, während sich direkt neben ihm eine Frau auf eine Getränkekiste stellt und grinsend danach greift.

Oder der ältere Herr im Bus, der wütend mit dem Fahrer diskutiert, weil dieser ihm keinen 20,-€ Schein wechseln kann und die Dame, die nach wenigen Sekunden aufsteht, die Mitfahrenden fragt ob jemand wechseln kann und dem älteren Herrn lächelnd einen 10,-€ Schein und zwei 5er rüber reicht, damit es endlich weiter gehen kann.

Je mehr ich darüber nachdenke, desto logischer kommen mir all diese Beispiele vor, denn jede dieser Lösungen erfordert Kreativität und jede Frau, spätestens mit Kind und Job, muss kreativ und lösungsorientiert denken um über den Tag zu kommen. Also ist es vielleicht etwas, was uns als Frau in die Wiege gelegt wurde. Ein Überlebenstool, das jede Frau besitzt sowie den Fluchtreflex bei Gefahr oder das Blinzeln, wenn man etwas im Auge hat.

Es ist die „Aufgabe“ der Männer, stark zu sein, für die Familie zu sorgen und als Baum im Sturm zu stehen, doch vielleicht hat die Evolution den Frauen, die immer häufiger den Spagat zwischen Mann, Kind, Freunden und Job schaffen müssen, diese logische Kreativität verschafft.

Während der Mann also noch versucht die Gedanken seiner rechten Gehirnhälfte mit den Lösungsansätzen seiner linken zu verknüpfen, ist die Frau schon eifrig dabei Lösungen vorzuschlagen.

Es klingt gemein. Es klingt unfair und doch finde ich diesen Gedanken interessant... und die Erklärung dafür tatsächlich bei Google:

Männer und Frauen nutzen ihre Gehirne tatsächlich unterschiedlich!

Bei Frauen fanden die Forscher längere Nervenverbindungen vor allem zwischen beiden Gehirnhälften, während bei Männern mehr Verknüpfungen innerhalb der Gehirnhälften bestünden.

Natürlich musste ich das gleich testen und konnte, dank Internet, auch sofort einen „Test“ zur Nutzung der Gehirnhälften finden.

Ergebnis: „47% links, 53% rechts - Glückwunsch! Du nutzt deine Gehirnhälften zu gleichen Teilen“- du musst eine Frau sein! (O.k. der letzte Satz war von mir)

( Wer den Test auch mal machen möchte: http://braintest.sommer-sommer.com/de/ )

Was nützt uns diese Erkenntnis nun aber?
Vielleicht hilft sie uns zu verstehen, dass Männer und Frauen tatsächlich etwas unterschiedlich denken. Und vielleicht können wir Frauen uns mit diesem Wissen etwas entspannen. Lassen wir sie grübeln und nach Lösungen suchen und seien wir im richtigen Moment zur Stelle. Nicht altklug und belehrend, sondern unterstützend und verständnisvoll. Denn jeder Mann möchte für seine Frau der Baum im Sturm sein. Und auch wenn wir wissen, wie wir den Wind dazu bringen können sich zu drehen, hilft es manchmal dieses Geheimnis für sich zu behalten.

Samstag, 1. August 2015

Episode 37 - Tolerieren oder Akzeptieren ?

Hin und wieder ist es gar nicht so einfach über seinen eigenen Schatten zu springen und sich seinem Gegenüber anzupassen.
Das gilt für Partnerschaften genauso wie für das Leben im Allgemeinen. Früher oder später wird allerdings auch der größte Sturkopf feststellen, dass es ohne Kompromisse und Zugeständnisse nicht geht.

Als ich eines Abends, nach einer fast belanglosen Auseinandersetzung das Handy weg legte und die Schneeflocken vor dem Fenster beobachtete, begann ich über Toleranz nachzudenken. Immer wieder werden wir um Toleranz gebeten. Auf der Straße, im Fernsehen in unserer eigenen Beziehung. Tolerant zu sein, gilt als die beste, sympathischste Eigenschaft die ein Mensch besitzen kann.
In einer Zeit, in der große Fernsehsender einen "Tolerance Day" zelebrieren, in der selbst im bunten, weltoffenen Berlin an jeder Ecke nach Toleranz gekräht wird, scheint wahre Akzeptanz verloren gegangen zu sein.
Ich hatte das Glück, in einem Elternhaus aufzuwachsen, in dem mir von Anfang an beigebracht wurde, dass jeder Mensch angenommen und geliebt werden sollte.
Akzeptanz bedeutet jemanden anzunehmen, etwas anzuerkennen - wohingegen Toleranz im Duden mit "Duldung" erklärt wird.
Vieleicht tue ich mich daher mit dem Wort so schwer:
Ich finde einfach nicht, dass sich ein Mensch geduldet, sondern viel mehr angenommen fühlen sollte, aber dies nur kurz zu meinem einfachen Gedankengang.

Ich fragte mich, woher es kam, dass der öffentliche Ruf nach Toleranz mir langsam und allmählich auf die Nerven ging, unabhängig davon, für was sie erkämpft werden soll. Kann man Toleranz überdosieren?
Während ich diesen Gedanken noch formulierte, fragte ich mich, ob in dieser Frage nicht auch schon die Lösung steckte...
Egal ob ich den Fernseher einschaltete, bei Facebook surfte oder in eine Kneipendiskussion verwickelt war, es hatte immer etwas aggressives, provokantes, überspanntes.
Es schien unmöglich zu sein, während der Verteidigung des eigenen Standpunktes auch nur minimal Empathie für sein Gegenüber aufzubringen.
Im Gegenteil: da wurde beleidigt, belächelt und ignoriert.
Es war mehr als nur ironisch, dass oft die, die sich Toleranz erhofften, sehr untolerant wurden, wenn es um die Gefühle, Meinungen und Werte anderer Menschen ging.
Jeder gesunde Mensch trägt eine kleinere oder größere Portion Egoismus in sich, so viel steht fest.
Wie sollen wir aber im Leben oder in der Partnerschaft jemals dauerhaft mit einander zurecht kommen, wenn wir nur noch um eigene Duldung kämpfen, nicht aber bereit sind den Anderen von Herzen anzuerkennen und anzunehmen?
Je länger ich darüber nachdachte desto mehr stellte ich mein eigenes Verhalten in Frage. Verdammt. Das wollte ich eigentlich nicht.
Ich schielte zum Handy. Irgendwie grad doof gelaufen. Ziemlich viel "ich will..., du musst..., dein Problem ist..."
Es könnte alles so einfach sein, da hatte er recht. Aber wie bringt man sich wieder auf den richtigen Kurs, wie trainiert man Akzeptanz und woran merkt man, wann man zu viel einstecken muss? Wo ist die Beziehungswaage... oder noch besser, der Schiedsrichter, der zwischendurch immer mal wieder den aktuellen Punktestand rein ruft?
So wie beim Fechten, das fänd ich gut. Ein kleines Männchen, welches bei einem üblen Streit oder einer Diskussion aus dem Schrank springt und so etwas ruft wie "viiiiiier zuuuu seeeeeechssss, ich bitte um Ausgleich für die rote Seiiiteeee".

Inzwischen musste ich über das Telefonat fast lachen. Nein, es war nicht lustig und ja, an manchen Themen kann die ganze Beziehung zerbrechen.
Aber bei all den Konflikten in der Welt kam mir unsere Diskussion doch plötzlich sehr trivial vor...
Ich schrieb eine kurze "ich war doof, tut mir leid"-Nachricht und bekam kurz darauf eine "ja warst du... aber ohne Streit keine Versöhnung ;-)"-Antwort zurück.
Vielleicht liegt das Geheimnis eines friedlichen Miteinanders ganz einfach darin, den Anderen von Anfang an so anzunehmen und zu lieben, wie er ist. Und am Ende stimmt der alte Spruch dann wohl doch: man erntet was man sät. Wer Haß und Wut sät wird Haß und Wut ernten. Ich für meinen Teil bin mir sicher, dass es mit der Liebe und der Akzeptanz ganz genauso funktioniert.