Samstag, 18. Oktober 2014

Episode 31 – Beziehungspause



Meistens liebe ich Berlin.
Wenn ich es nicht gerade einmal hasse.

Es gibt Tage, da mag ich diese Stadt überhaupt nicht und meine Stadt mich ebenso wenig.

Das sind die Tage, an denen ich für eine Strecke von 6 Km gut eine Stunde brauche, weil auch wirklich an jeder Ecke gebaut wird oder Tage, an denen kein Bus kommt, weil auch der mal wieder irgendwo auf einer zugeparkten Busspur fest hängt.

An solchen Tagen bin ich einfach nur genervt von dem Lärm, der schlechten Laune und der Aggressivität, dieser Stadt.


Als ich letzte Woche versuchte zum Potsdamer Platz zu kommen, dafür eine gefühlte Ewigkeit brauchte und mir nach 20 ermüdenden Minuten der Parkplatzsuche auf dem Weg zu meinem Termin eine kaninchengroße Ratte über den Weg lief, war das Maß voll.

Wie in einer Beziehung, so gibt es auch in der Liebesgeschichte zwischen mir und Berlin Momente, die nach einer Beziehungspause verlangen und so kam mir mein Wochenendtrip nach München mit meiner guten Freundin Esther ganz gelegen.


Ich mochte München schon immer.

So sauber und kultiviert, etwas konservativer aber irgendwie auch beruhigend geordnet.

Tatsächlich wurden meine Erwatungen nicht enttäuscht. Die Sonne schien als wir landeten, ein Bekannter unserer guten Freundin Sophia, ein waschechter Münchner, holte uns freundlicherweise vom Flughafen ab und nach einem herrlichen Spaziergang auf dem Olympiagelände fanden wir uns schließlich in einem kleinen, versteckten Biergarten wieder, bevor wir zum Hotel chauffiert wurden.

Lange lagen Esther und ich an diesem Abend noch auf unserem Hotelbett, tranken Wein und ließen den ersten Tag Revue passieren.

Der nächste Morgen kam und wir warfen uns in unsere Dirndl um zum Oktoberfest zu fahren. Es war nicht mehr ganz so sonnig, aber das tat unserer Stimmung keinen Abbruch. Bereits um 9:30 Uhr saßen wir im ersten Zelt, genossen unser Weißwurst Frühstück und unsere erste Maß und plauderten mit unserem Münchner, der so freundlich gewesen war, uns seine Begleitung anzubieten.

Wir fuhren Riesenrad, schlenderten über den Festplatz und bald darauf saßen wir im nächsten Zelt.

Und irgendwie trotz all dem Bier, der guten Laune, der Musik und der wirklich freundlichen Gesellschaft bekam ich das Gefühl, nicht dazu zu gehören.

Unsere Begleitung fiel mir immer wieder ins Wort und sprach für meinen Geschmack etwas zu überzeugt von seinen beruflichen Leistungen und seinem Lebensstandard.

Ich kann nicht genau sagen was es war, aber irgendetwas passierte mit mir. Ich wurde sensibler, dünnhäutiger. Unser Begleiter war immer noch in seinen Monolog versunken. Es spielte für ihn mittlerweile keine Rolle mehr, dass auch ich gut verdiente und einen tollen Job hatte, ich hätte wohl auch Reinigungskraft in einer Fabrikhalle sein können, ich war nicht sein Level und dass ließ er mich spüren. Oder war ich nur überempfindlich?

Beginnt das Bild erst einmal zu wanken, fällt es einem leichter weitere Fehler zu finden. Das ist bei Menschen so und anscheinend auch bei Städten.

Ich hatte plötzlich das Gefühl, etwas spöttisches zu spüren. Vielleicht war München zu gut erzogen um zu sagen was es wirklich dachte, aber ich hatte das Gefühl, es in seinen Augen ablesen zu können.

Als ich mit meiner guten Freundin Abends durch die kleinen Straßen von München schlenderte kam mir ein Gedanke.

Vielleicht ist Berlin sinnbildlich „das kaugummikauende Mädchen mit zerfetzten Jeans“, während München die „Dame im Chanel Kostüm“ ist... aber was nützt es mit der Tante im  Chanel Kostüm Tee zu trinken und über Kunst zu plaudern, wenn einem das kein gutes Gefühl gibt? Nach nur zwei Tagen vermisste ich das kaugummikauende Mädchen mit der zerfetzten Jeans. Sie grüßt wahrscheinlich nicht, wenn sie früh in die U-Bahn steigt, aber sie ist irgendwie ehrlicher, echter.

Nach drei Tagen München weiß ich: nächstes Jahr komme ich wieder (schon wegen der Schuhe!!!) und: manchmal ist alles was eine Beziehung braucht, drei Tage Pause um negatives zu vergessen und alte Gefühle aufleben zu lassen.



Samstag, 4. Oktober 2014

Episode 30 - I Gotta Feeling (whooooho)

Toast oder Müsli? Rock oder Hose? Bus oder Auto ...?
Sobald  wir uns allmorgendlich aus dem Bett rollen, stehen wir vor einer Vielzahl von Fragen und Entscheidungen. Die meisten sind schnell getroffen, so stellt sich mir niemals die Frage, ob ich nicht lieber den Bus zur Arbeit nehmen sollte und da ich meistens weder Toast noch Müsli zuhause hab ist auch diese Entscheidung meist schnell getroffen.
Andere Entscheidungen, wie zum Beispiel die Wahl des richtigen Outfits, überlassen wir oft unserem Gefühl und entscheiden aus dem Bauch heraus. Selbst wenn ein gewisser Dresscode am Arbeitsplatz herrscht, so gibt es auch hier Tage, an denen die Farben etwas kräftiger, die Schuhe ein wenig höher und der Ausschnitt nur ein wenig tiefer ist als an anderen Tagen, einfach weil einem morgens danach war. Über den Tag geht es dann weiter mit den vielen Entscheidungen, Einschätzungen und Weggabelungen und nicht selten ist es unser Bauch, der dabei die ganze Arbeit tut.
Sei es die Wahl des nächsten Urlaubsortes, die Einschätzung einer uns fremden Person oder die Entscheidung für oder gegen einen neuen Job – schlussendlich siegt meist das Bauchgefühl über den Verstand. Ich persönlich bin ein Fan vom Bauchgefühl, denn meistens liege ich damit gar nicht so falsch. Das Bauchgefühl ist aber nicht allein. Da gibt es noch die Vorahnung. Das Wort Vorahnung ist leider etwas negativ belegt und nimmt damit in der Wortfamilie eher die Position der bösen Stiefmutter ein. Wer eine Vorahnung hat, ist irgendwie seltsam. Eine Vorahnung ist etwas magisches, unheimliches, nicht greifbares und beziehen sich meist auf etwas Unschönes. Oft wird vermutet, dass das Bauchgefühl bei Frauen stärker ausgeprägt ist als bei Männern, aber das kann ich nur schwer glauben. Was wir Frauen aber zweifelsohne haben, ist die große Schwester des Bauchgefühls, die weibliche Intuition. Wir erahnen wie etwas ausgeht und wir können einen Menschen einschätzen ohne ihn näher zu kennen. Soweit die Parallelen, aber einen gravierenden Unterschied gibt es: bei der weiblichen Intuition geht es meist um Männer, so meine Erfahrung. Ich habe davon eine ganze Menge abbekommen und es ist, wie bei vielem Freud und Leid zugleich. Mir wurde das erst letztens wieder bewusst, als ich an Niko dachte. Natürlich haben wir beide schon viel erlebt aber dennoch... formt sich die weibliche Intuition nur durch Erfahrungen und Beobachtungen oder ist es eine Gabe, die man in die Wiege gelegt bekommt? Und wenn das so ist, warum nutzen wir sie nicht mehr für uns, als nur traurig zu realisieren, dass unser Verstand mal wieder gegen unseren Bauch verloren hat. Immer wieder beobachte ich, wie Frauen, mich eingeschlossen, aus ihrer Intuition heraus komisch gegenüber ihrem Mann reagieren. Es scheint eine Gabe zu sein, die viele Frauen haben, aber trotz allem nicht richtig zu nutzen wissen. Es ist ein wenig so, als hätte man ein wunderschönes, voll funktionsfähiges Fahrrad im Keller, wüsste aber nicht wie man damit fährt. Es sollte eine Gebrauchsanweisung dazu geben... oder wenigstens ein youtube Tutorial „Weibliche Intuition richtig angewendet“ wie können wir Ladys aus einem enttäuschten „ich wusste es“ ein „ich habs gewusst und habs verhindert“ machen?Vielleicht müssen wir uns gegenseitig unterrichten. Ich glaube wir Mädels haben gemeinsam eine große Kraft und können aus unserer Gabe einen Vorteil ziehen. Vielleicht müssen wir uns mehr austauschen und uns mehr ausprobieren. Genug „Übungsmaterial“ gibt es in dieser Stadt ohne Frage...