Freitag, 26. Dezember 2014

Episode 33 – Back in Town, Part 1


Wenn man Freunde lange nicht gesehen hat oder sich aus einem langen Urlaub zurückmeldet hat man meist viel zu erzählen.

In der Regel kann man es kaum erwarten Fotos zu teilen und sich ein gegenseitiges Update der letzten Wochen zu geben. Manchmal ist aber auch so viel Zeit vergangen, dass es selbst mit dem besten Freund etwas holprig werden kann das Gespräch in Gang zu bekommen.

Ich kenne beide Situationen nur zu gut und kann daher mit absoluter Sicherheit sagen, dass dies nichts mit der Qualität der Freundschaft zu tun hat und beides seine Vor-und Nachteile mit sich bringt.

Ähnlich verhält es sich mit meinen Episoden. Es gibt so viele Erlebnisse, Eindrücke, Gedanken und Veränderungen die alle erzählt werden wollen und doch gestaltet sich der Anfang nach knapp 8 Wochen etwas schwerfällig und holprig.

Ich fürchte also, ihr müsst euch in den nächsten drei Episoden durch viele kleine Geschichten lesen, bis wir diese acht Wochen zusammen aufgeholt haben. Viele kleine Geschichten, die völlig unpassend zum Jahreswechsel nicht mit Weihnachten und Neujahrsvorsätzen, sondern mit Sonne und Urlaub beginnen und die doch Teil der ganzen Geschichte sind.
Ich freue mich wie immer auf eure Nachrichten und Kommentare und ich verspreche das „Update“ endet, passend zum Fest, mit Kartoffelsalat und Würstchen...

Sonntag, 2. November 2014

Episode 32 - Italien Night

Die Luft roch fast noch nach Sommer und die Stadt war voller Menschen als Esther und ich den Gendarmenmarkt zum Französischen Dom hin überquerten. Ich liebe diese Abende, an denen man spürt, dass der Sommer fast vorbei ist und die Menschen jede warme Briese noch mitnehmen möchten. Die Abende, an denen man noch draußen seinen Wein trinkt, aber sich schon in eine dickere Jacke oder eine kuschelige Decke wickeln muss, damit man es auch genießen kann. Mich machen diese Abende glücklich und melancholisch zugleich und wenn ich mich meiner Melancholie in vollem Ausmaß hingebe, finde ich manchmal sogar Parallelen zwischen ihnen und dem Leben. Hält man das Leben und auch den Sommer nicht gleichermaßen all zu oft für selbstverständlich und lernt es erst dann so richtig schätzen, wenn die Sonnenstrahlen rar werden und sich die Sommerabende unausweichlich dem Ende neigen?
Ich muss ehrlich sagen, dass mir solche schweren und mittelmäßig philosophischen Gedanken nicht täglich durch den Kopf gehen, aber es gibt Momente, in denen ich mich gern treiben lasse.
Nachdem Esther und ich im Sommer die Botanische Nacht in Lichterfelde besucht und zahlreichen Konzerten gelauscht hatten, waren wir überzeugt davon, dass wir in Berlin mehr als unsere typischen Mädelabende unternehmen mussten. So kam es, dass wir an diesem Abend nicht auf dem Weg zu einer Bar, sondern zu einem Streichkonzert im Französischen Dom waren. Die italienische Nacht versprachen uns Albinoni, Vivaldi und Corelli. Während ich mich setzte, im Programmheft blätterte und mich freute, dass ich einen von drei kannte, fragte ich mich, ob ich diese Art von Musik wirklich mochte. Nach den ersten zehn Minuten war mir klar: ich langweilte mich. Esther lauschte völlig fasziniert der Musik und ich... zählte Sitzplätze und multiplizierte sie mit den Eintrittspreisen um mir auszurechnen, wie viel so eine Violinistin wohl realistisch verdienen würde. Obwohl ich keine Granate im Kopfrechnen bin, war ich mit dieser Aufgabe relativ schnell fertig und so versuchte ich mich wieder auf die Musik zu konzentrieren.
Als die erste halbe Stunde vorbei war passierte etwas seltsames. Ich hörte auf mich zu konzentrieren und lies meine Gedanken zur Musik fließen. Ich war wohl immer irgendwie davon ausgegangen dass man bei einem Konzert entweder a) laut mitsingen oder in diesem Fall b) jeder Note wie einem Theaterstück lauschen müsse und genau das hatte mich immer gelangweilt.Noch nie zuvor hatte ich mich so treiben lassen. Die musikalische Untermalung meiner Gedanken fühlte sich an, als würde ich träumen. Ich wahr fasziniert, wie wunderschön und extrem entspannend und wohltuend ich diese Musik auf einmal empfand. Alles, was es zu diesem Schlüsselerlebnis gebraucht hatte war, sich von der Musik tragen zu lassen anstatt ihr konzentriert ins Gesicht zu starren und zu warten, dass sie einen begeistert.Und während ich mit geschlossenen Augen den Streichern in dieser Nacht lauschte, schlich sich auch meine spätsommerliche Melancholie vom Anfang wieder an mich heran und brachte mir einen Gedanken: Vielleicht ist es in Beziehungen ja genauso. Man kann sie anstarren über Jahre und sie nicht verstehen, man kann sich darauf konzentrieren und Energie investieren, Erwartungen und Ansprüche stellen und immer wieder resignieren, aber vielleicht kann man sie auf diese Weise nie genießen. Vielleicht ist es wie bei diesem klassischen Streichkonzert. Vielleicht ist es notwendig nicht alles konzentriert und professionell analysieren und begreifen zu wollen sondern die Augen zu schließen und dem Gegenüber die Chance zu geben, losgelöst von allen Erwartungen zu zeigen wie sehr er unser Leben bereichern und verschönern kann.

Samstag, 18. Oktober 2014

Episode 31 – Beziehungspause



Meistens liebe ich Berlin.
Wenn ich es nicht gerade einmal hasse.

Es gibt Tage, da mag ich diese Stadt überhaupt nicht und meine Stadt mich ebenso wenig.

Das sind die Tage, an denen ich für eine Strecke von 6 Km gut eine Stunde brauche, weil auch wirklich an jeder Ecke gebaut wird oder Tage, an denen kein Bus kommt, weil auch der mal wieder irgendwo auf einer zugeparkten Busspur fest hängt.

An solchen Tagen bin ich einfach nur genervt von dem Lärm, der schlechten Laune und der Aggressivität, dieser Stadt.


Als ich letzte Woche versuchte zum Potsdamer Platz zu kommen, dafür eine gefühlte Ewigkeit brauchte und mir nach 20 ermüdenden Minuten der Parkplatzsuche auf dem Weg zu meinem Termin eine kaninchengroße Ratte über den Weg lief, war das Maß voll.

Wie in einer Beziehung, so gibt es auch in der Liebesgeschichte zwischen mir und Berlin Momente, die nach einer Beziehungspause verlangen und so kam mir mein Wochenendtrip nach München mit meiner guten Freundin Esther ganz gelegen.


Ich mochte München schon immer.

So sauber und kultiviert, etwas konservativer aber irgendwie auch beruhigend geordnet.

Tatsächlich wurden meine Erwatungen nicht enttäuscht. Die Sonne schien als wir landeten, ein Bekannter unserer guten Freundin Sophia, ein waschechter Münchner, holte uns freundlicherweise vom Flughafen ab und nach einem herrlichen Spaziergang auf dem Olympiagelände fanden wir uns schließlich in einem kleinen, versteckten Biergarten wieder, bevor wir zum Hotel chauffiert wurden.

Lange lagen Esther und ich an diesem Abend noch auf unserem Hotelbett, tranken Wein und ließen den ersten Tag Revue passieren.

Der nächste Morgen kam und wir warfen uns in unsere Dirndl um zum Oktoberfest zu fahren. Es war nicht mehr ganz so sonnig, aber das tat unserer Stimmung keinen Abbruch. Bereits um 9:30 Uhr saßen wir im ersten Zelt, genossen unser Weißwurst Frühstück und unsere erste Maß und plauderten mit unserem Münchner, der so freundlich gewesen war, uns seine Begleitung anzubieten.

Wir fuhren Riesenrad, schlenderten über den Festplatz und bald darauf saßen wir im nächsten Zelt.

Und irgendwie trotz all dem Bier, der guten Laune, der Musik und der wirklich freundlichen Gesellschaft bekam ich das Gefühl, nicht dazu zu gehören.

Unsere Begleitung fiel mir immer wieder ins Wort und sprach für meinen Geschmack etwas zu überzeugt von seinen beruflichen Leistungen und seinem Lebensstandard.

Ich kann nicht genau sagen was es war, aber irgendetwas passierte mit mir. Ich wurde sensibler, dünnhäutiger. Unser Begleiter war immer noch in seinen Monolog versunken. Es spielte für ihn mittlerweile keine Rolle mehr, dass auch ich gut verdiente und einen tollen Job hatte, ich hätte wohl auch Reinigungskraft in einer Fabrikhalle sein können, ich war nicht sein Level und dass ließ er mich spüren. Oder war ich nur überempfindlich?

Beginnt das Bild erst einmal zu wanken, fällt es einem leichter weitere Fehler zu finden. Das ist bei Menschen so und anscheinend auch bei Städten.

Ich hatte plötzlich das Gefühl, etwas spöttisches zu spüren. Vielleicht war München zu gut erzogen um zu sagen was es wirklich dachte, aber ich hatte das Gefühl, es in seinen Augen ablesen zu können.

Als ich mit meiner guten Freundin Abends durch die kleinen Straßen von München schlenderte kam mir ein Gedanke.

Vielleicht ist Berlin sinnbildlich „das kaugummikauende Mädchen mit zerfetzten Jeans“, während München die „Dame im Chanel Kostüm“ ist... aber was nützt es mit der Tante im  Chanel Kostüm Tee zu trinken und über Kunst zu plaudern, wenn einem das kein gutes Gefühl gibt? Nach nur zwei Tagen vermisste ich das kaugummikauende Mädchen mit der zerfetzten Jeans. Sie grüßt wahrscheinlich nicht, wenn sie früh in die U-Bahn steigt, aber sie ist irgendwie ehrlicher, echter.

Nach drei Tagen München weiß ich: nächstes Jahr komme ich wieder (schon wegen der Schuhe!!!) und: manchmal ist alles was eine Beziehung braucht, drei Tage Pause um negatives zu vergessen und alte Gefühle aufleben zu lassen.



Samstag, 4. Oktober 2014

Episode 30 - I Gotta Feeling (whooooho)

Toast oder Müsli? Rock oder Hose? Bus oder Auto ...?
Sobald  wir uns allmorgendlich aus dem Bett rollen, stehen wir vor einer Vielzahl von Fragen und Entscheidungen. Die meisten sind schnell getroffen, so stellt sich mir niemals die Frage, ob ich nicht lieber den Bus zur Arbeit nehmen sollte und da ich meistens weder Toast noch Müsli zuhause hab ist auch diese Entscheidung meist schnell getroffen.
Andere Entscheidungen, wie zum Beispiel die Wahl des richtigen Outfits, überlassen wir oft unserem Gefühl und entscheiden aus dem Bauch heraus. Selbst wenn ein gewisser Dresscode am Arbeitsplatz herrscht, so gibt es auch hier Tage, an denen die Farben etwas kräftiger, die Schuhe ein wenig höher und der Ausschnitt nur ein wenig tiefer ist als an anderen Tagen, einfach weil einem morgens danach war. Über den Tag geht es dann weiter mit den vielen Entscheidungen, Einschätzungen und Weggabelungen und nicht selten ist es unser Bauch, der dabei die ganze Arbeit tut.
Sei es die Wahl des nächsten Urlaubsortes, die Einschätzung einer uns fremden Person oder die Entscheidung für oder gegen einen neuen Job – schlussendlich siegt meist das Bauchgefühl über den Verstand. Ich persönlich bin ein Fan vom Bauchgefühl, denn meistens liege ich damit gar nicht so falsch. Das Bauchgefühl ist aber nicht allein. Da gibt es noch die Vorahnung. Das Wort Vorahnung ist leider etwas negativ belegt und nimmt damit in der Wortfamilie eher die Position der bösen Stiefmutter ein. Wer eine Vorahnung hat, ist irgendwie seltsam. Eine Vorahnung ist etwas magisches, unheimliches, nicht greifbares und beziehen sich meist auf etwas Unschönes. Oft wird vermutet, dass das Bauchgefühl bei Frauen stärker ausgeprägt ist als bei Männern, aber das kann ich nur schwer glauben. Was wir Frauen aber zweifelsohne haben, ist die große Schwester des Bauchgefühls, die weibliche Intuition. Wir erahnen wie etwas ausgeht und wir können einen Menschen einschätzen ohne ihn näher zu kennen. Soweit die Parallelen, aber einen gravierenden Unterschied gibt es: bei der weiblichen Intuition geht es meist um Männer, so meine Erfahrung. Ich habe davon eine ganze Menge abbekommen und es ist, wie bei vielem Freud und Leid zugleich. Mir wurde das erst letztens wieder bewusst, als ich an Niko dachte. Natürlich haben wir beide schon viel erlebt aber dennoch... formt sich die weibliche Intuition nur durch Erfahrungen und Beobachtungen oder ist es eine Gabe, die man in die Wiege gelegt bekommt? Und wenn das so ist, warum nutzen wir sie nicht mehr für uns, als nur traurig zu realisieren, dass unser Verstand mal wieder gegen unseren Bauch verloren hat. Immer wieder beobachte ich, wie Frauen, mich eingeschlossen, aus ihrer Intuition heraus komisch gegenüber ihrem Mann reagieren. Es scheint eine Gabe zu sein, die viele Frauen haben, aber trotz allem nicht richtig zu nutzen wissen. Es ist ein wenig so, als hätte man ein wunderschönes, voll funktionsfähiges Fahrrad im Keller, wüsste aber nicht wie man damit fährt. Es sollte eine Gebrauchsanweisung dazu geben... oder wenigstens ein youtube Tutorial „Weibliche Intuition richtig angewendet“ wie können wir Ladys aus einem enttäuschten „ich wusste es“ ein „ich habs gewusst und habs verhindert“ machen?Vielleicht müssen wir uns gegenseitig unterrichten. Ich glaube wir Mädels haben gemeinsam eine große Kraft und können aus unserer Gabe einen Vorteil ziehen. Vielleicht müssen wir uns mehr austauschen und uns mehr ausprobieren. Genug „Übungsmaterial“ gibt es in dieser Stadt ohne Frage...

Samstag, 20. September 2014

Episode 29 – Hochzeitsglocken

Eine Hochzeit zu planen kann so vieles bedeuten: Vorfreude und Aufregung, Chaos und Stress, Recherche und Entscheidung... als meine gute Freundin bekannt gab, dass sie dieses Jahr heiraten würde, bedeutete es genau das und noch so viel mehr. Oft kann man erahnen wie viel Arbeit in der Organisation einer Hochzeitsfeier steckt, einige Male war ich auf Hochzeiten gewesen und hatte als Gast die perfekte Feier, die traumhafte Braut und die tollen Ideen bestaunt, aber noch nie hatte ich einen wirklichen Einblick in die Vorbereitungen einer solchen Feier bekommen. Dies sollte sich bei dieser Hochzeit ändern! Aber kurz ein Blick zurück. Es kommt mir wie gestern vor, als wir tränenüberströmt am Flughafen standen und unsere gute Freundin verabschiedeten, die einen Auslandsposten angenommen hatte. Vier Jahre. Das kam uns damals wie eine Ewigkeit vor. Wir alle sahen die Angst und die leise aufkommenden Zweifel in ihren Augen als sie durch die Sicherheitskontrolle ging und wir Mädels blieben traurig und voller Trennungsschmerz zurück. Aber eine Sache ahnten wir alle: Nach dieser Zeit würde nichts mehr wie vorher sein, denn wir hätten schon damals darauf wetten können, dass sie verheiratet, vielleicht sogar mit Kind zurück kommen würde. Es gibt einfach diese Menschen, bei denen man das weiß. Es freute uns sehr, überraschte uns aber nur wenig als wir, die Mädels, die sie damals weinend am Flughafen verabschiedeten, sie nun freudestrahlend zur Planung ihrer Hochzeit empfingen. Es hatte nur drei Jahre gedauert und aus den sechs Heulsusen waren sechs Brautjungfern geworden. Ich hatte mir bis zu diesem Zeitpunkt nie wirklich Gedanken über den Posten der Brautjungfer gemacht und hielt ihn mehr oder weniger für überflüssig. Ich kannte meine „Kolleginnen“ flüchtig. Von einigen Partys, vom großen Heulen am Flughafen, von gelegentlichen, zufälligen Treffen. Ich mochte sie alle, hatte aber noch nie wirklich Zeit mit ihnen verbracht. Mir war nicht bewusst, wie stark sich dies in den nächsten Wochen und Monaten ändern würde...Das perfekte Brautkleid zu finden ist wohl eine der schwersten Herausforderungen für eine Braut. Man sucht, probiert an, wägt ab und entscheidet sich. Theoretisch. Unsere Freundin probierte an, wägte ab und kaufte. Und kaufte nochmal. Das Kleid wurde erneut anprobiert. Das andere auch und hier ahnte ich zum ersten Mal, welche Stellenbeschreibung der Job Brautjungfer mit sich brachte:

 „Gesucht werden ab sofort sechs psychisch stabile und physisch gesunde junge Damen. Sie haben eine Engelsgeduld, können gut beruhigen verfügen über unglaubliche Überzeugungskraft?
Sie haben viel Zeit, weinen für ihr Leben gern und schämen sich nicht vor Tränen in der Öffentlichkeit?
Sie haben immer ein offenes Ohr, sind auch bei der schlimmsten Nachricht optimistisch und most of all: sie kennen den Unterschied zwischen apfelgrün und Granny Smith Apfel grün? Dann bewerben sie sich UMGEHEND mit Lebenslauf und Foto bei der Braut“

Ich würde gerne sagen, dass es lediglich bei dem Kleid Entscheidungsschwierigkeiten gab, aber das wäre gelogen. So folgte die Suche eines Hochzeitsfotografen, die Suche nach einer Location, der richtigen Dekoration für die Tische und die Kirche, die Caketopper, die Tischkarten, die Frisur, das Make up... zeitweise befürchteten wir, es müsse eine spontane Doppelhochzeit geben, denn von ALLEM hatten wir zwei, den Bräutigam zum Glück ausgenommen. Die Wochen verflogen, der große Tag rückte näher. Wir Brautjungfern telefonierten nun regelmäßig und informierten uns beinahe in organisierten Rundrufen über die neuste Krise. Diese hatte meist das Ausmaß von (gebrochene, schniefende Stimme) „die Blumen haben nicht den richtigen Farbton ... ahahallehehesss ist umsoooohohohnst“ und heimlich dachten einige von uns „pfff ... Bräute!!!“
Und dann gab es den Tag X an dem wir mit der Braut zusammen saßen, Details besprachen, Sekt tranken und sie ansahen und plötzlich verstanden, warum auch wir nie wieder glücklich sein würden, wenn die Blumen nicht genau den richtigen Farbton hätten. Es ist ein großer Tag im Leben einer Frau und wir kannten unsere gute Freundin schon so lange... wir wussten, wie wichtig dieses Fest für sie war und ohne es bewusst zu merken ließen wir uns anstecken von dieser Emotion, dieser Hingabe, dieser Fokussierung auf diesen einen besonderen Tag. Am Tag der Hochzeit war, wie hätte es anders sein können, alles perfekt. Ihr Kleid war ein Traum, die Tischdekoration wunderschön, die Kirche und die Location wie geschaffen für sie und ihren Mann. Noch lange tanzten wir Brautjungfern an diesem Abend, freuten uns immer wieder wie gut alles gelungen war und freuten uns etwas leiser, dies alles überlebt zu haben... und dann geschah etwas seltsames. Melancholie kam auf, ich würde fast sagen Trauer. Es war ein Gefühl wie nach einer Klassenfahrt, das Gefühl wenn vier Wochen Reiterferien vorbei sind oder man umzieht und sich von den Menschen verabschieden muss die einem lieb geworden sind.... diese Hochzeit hatte uns sechs zusammen gebracht und uns verbunden und so sehr man sich auch bemüht danach in engem Kontakt zu bleiben, so befürchtet man doch, dass die gemeinsame Verbindung fehlt... Vielleicht versuchen wir es mal mit einem Brautjungferntreffen, denn wenn es andere schaffen mit mehr als 20 ehemaligen ein Klassentreffen hinzubekommen, dann, so hoffe ich, sollten es doch auch sechs Brutjungfern schaffen...


Montag, 8. September 2014

Episode 28 – Großstadtliebe

Einer der Gründe, warum ich in den letzten Wochen viel zu wenig Zeit zu haben scheine, ist mein großartiger Sommerjob, den ich mir spontan zu meinem ohnehin ziemlich durchgeplanten Alltag zugelegt habe. Seit ich denken kann hasse ich das Fliegen und liebe die Flughäfen dieser Welt und ihre ganz spezielle Atmosphäre. Es ist dieses Gefühl von Freiheit und Abenteuer, dass mich fasziniert gepaart mit meiner Begeisterung fürs Weinen. Diese Begeisterung teile ich, wie ich kürzlich feststellen durfte, sogar mit einigen Freundinnen. Ich rede natürlich nur vom „guten Weinen“ und das bedeutet in diesem Fall aus Freude, aus Mitgefühl und vor Rührung und davon hat man auf dem Flughafen jede Menge. Es ist ein Paradies für alle Freunde des Heulens. Bei mir ist diese Gabe besonders ausgeprägt. Ich brauche nur jemanden anzusehen der aus dem Gate rausgestürmt kommt und jemandem in die Arme fällt und schon habe ich nasse Augen. An guten Tagen reicht auch schon eine Familie die ein „Willkommen zuhause“ - Plakat hoch hält. Meine Arbeit am Flughafen macht mir aber noch aus zwei weiteren Grünen großen Spaß: Zum einen erlebt man an kaum einem Ort den Menschen an sich pur so wie er wirklich ist, denn Flüge und Reisen im Allgemeinen bereiten den meisten Menschen Stress und so bekommt man ungefiltert die volle Palette menschlicher Wesenszüge. Zum anderen sehe ich es als meine Pflicht den Gästen und Reisenden einen möglichst guten Eindruck von meiner geliebten Stadt zu vermitteln. Natürlich ist mir bewusst, dass ich nur ein winzig kleiner Eindruck in einer Summe von Erfahrungen und Eindrücken bin, aber wenn es stimmt was man sagt (der erste Eindruck zählt, der letzte Eindruck bleibt) so bin ich am Flughafen dafür wenigstens genau an der richtigen Stelle! Mir selber ist dieser Gedanke das erste Mal gekommen, als ich mit einer lieben Freundin in London war. Mag es Zufall sein oder nicht, kaum standen wir mit einem Stadtplan in der Hand am Straßenrand, wurden wir angesprochen, ob man uns helfen könne. Mich hat das damals sehr beeindruckt, denn es hat mir als Tourist wirklich das Gefühl gegeben willkommen zu sein. Wir haben damals, zugegeben aus einer Sektlaune heraus, den Entschluss gefasst, Berlin nach außen so gut wie möglich zu repräsentieren. Natürlich ist dieser heldenhafte Gedanke nach und nach verblasst, doch nun da ich am Flughafen stehe kommt er mir wieder. Jeder bekommt ein Lächeln, jedem wird ein guter Flug oder eine gute Heimreise gewünscht und wenn jemand sich wütend über das Flughafenchaos in Berlin und den nicht fertig werdenden BBI auslässt, werde ich nicht müde die Passagiere so lange vom Charme und Charakter unseres kleinen Flughafens zu überzeugen, bis sie schließlich doch mit einem Lächeln in den Flieger steigen. Otto Lilienthal hat geschafft, was keiner erwartet hätte: er war der erste Mensch, der erfolgreich Gleitflüge mit einem Flugzeug absolvierte. Und irgendwie passt dieser Name zu unserem Flughafen der umgangsprachlich nur Tegel genannt wird, denn auch er leistet inzwischen mehr, als man je für möglich gehalten hätte. Auf dm Weg zur Arbeit fahre ich mit dem TXL Bus und als wir auf das Flughafengelände fahren ertönt die Stimme des Busfahrers: „So werte Damen und Herren, hier sind wa angekommen, ick wünsch ihnen nen ruhigen Flug und jute Reise, nehmen sie bitte alles ausm Bus mit, sie haben sonst nur unnötig Rennereien und besuchen sie uns bald ma wieda in Berlin, in diesem Sinne bis bald in unserer schönen Stadt“. Diese Ansage schafft beides auf einmal: Tränen in den Augen und das Gefühl von Stolz Berliner zu sein.

Samstag, 23. August 2014

Episode 27 - Zeitmanagement

Ich habe mir vor einigen Wochen einen neuen Kalender gekauft. So was wie einen Schülerkalender, der im Juli beginnt und im darauf folgenden Juni endet, so einen hatte ich schon früher, zu Schul- und Unizeiten. Irgendwie bilde ich mir ein, dass es angenehmer ist in der Mitte des Jahres neu anzufangen. Zu Weihnachten, so meine Theorie, wenn das Jahr sich dem Ende neigt, hat man genug um die Ohren und muss sich nicht noch mit zwei Kalendern rumärgern. Im Sommer dagegen sind Ferien, alles ist etwas stressfreier und man hat weniger Termine, so mein Gedankengang. Wie falsch ich doch jedes Jahr liege. Einmal im Jahr komme ich an einen Punkt, wo sich mein Leben zu beschleunigen scheint und ich wie ein Tennisspieler versuche die Bälle irgendwie zu erwischen und übers Netz zurück zu spielen. Meine liebste Cousine beschrieb es vor ein paar Tagen in etwa so „mein Leben ist zur Zeit irgendwie schneller als ich und ich versuche krampfhaft Schritt zu halten“ und ich konnte ihr nur recht geben. Ein wenig jammerten wir noch gemeinsam vor uns hin, bis jeder wieder in seine Welt verschwand. Und dann kommen da die schlauen Bücher, Ratgeber und Artikel über Zeitmanagement, die mich jedes Mal sauer machen. Ungerechterweise denke ich immer, dass solche Bücher nur Menschen helfen, die arbeitslos sind und nicht wissen, wie sie Wäsche waschen, Einkaufen, Staub saugen und Freunde in einen 14 Stunden Tag bekommen. „Mach die Wäsche an, sauge in der Zeit Staub und telefonier mit deinen Freunden während du durch den Supermarkt gehst, verdammt“ geht es mir dann jedes Mal durch den Kopf. In meiner letzten Episode habe ich meine Prioliste erwähnt. Diese habe ich zum Jahresanfang erstellt, um mir selbst etwas mehr Freiraum zu schaffen. Im Prinzip war das eine super Idee. Diese Liste enthält alle Dinge und Personen, die mir wirklich, wirklich wichtig sind und 10 Monate im Jahr funktioniert diese auch ganz gut. Sie funktioniert, weil alle Personen, Freunde und Hobbys ihre Zeit zu gleichen Teilen und schön auf einander abgestimmt einfordern, aber so läuft das Leben nun mal nicht. Es gibt auch diese Momente, wo alles gleichzeitig wichtig ist. Diese „Phasen“ in denen zwei deiner besten Freundinnen heiraten, die Eltern einen Haussitter brauchen, der Sport die Vorbereitung auf ein Turnier verlangt und die Arbeit nicht abzureißen scheint. In solchen Momenten möchte ich mich instinktiv in meinem Bett verkriechen und Winterschlaf halten. Blöd nur, dass Sommer ist. Manchmal hilft es mir dann tatsächlich, mein Leben von außen zu betrachten. Ich nehme mir dann die wenige Zeit die mir bleibt und versuche mein Leben durch die Augen einer dritten Person zu sehen. Ich habe eine Arbeit die mich fordert und erfreut, ich habe ein Hobby, dass mir Spaß macht und mich erfüllt und zwei meiner besten Freundinnen steuern auf den schönsten tag ihres Leben zu. Meine Familie ist gesund und kann sich einen wundervollen Urlaub leisten und ich darf in der erholsamen, ruhigen Umgebung meines Elternhauses wohnen. Ich habe Freunde die mich überall dabei haben wollen und mein Leben ist wunderbar. In solchen Momenten komme ich mir undankbar vor. In einer Zeit, in der der Begriff Burnout für jedes Phänomen der Erschöpfung genutzt wird, zwinge ich mich gerne dazu, die Sicht auf mein Leben für mich selbst mal wieder richtig zu rücken. Nicht nur, um denen gerecht zu werden, die mit dieser schlimmen Krankheit zu kämpfen haben, sondern auch um dankbar zu sein für mein spannendes, erfülltes wunderbares Leben.

Samstag, 9. August 2014

Episode 26 – Hitzefrei

Ich liebe den Sommer, wirklich. Es stört mich noch nicht mal, bei 35 Grad im Schatten zu arbeiten, aber ich vermisse es trotz allem, Hitzefrei zu bekommen, denke ich während ich mich auf den Weg zum Job mache. Es liegt wahrscheinlich an den Kindheitserinnerungen, die ich damit verknüpfe. Es war eine wundervolle Zeit, damals in der Grundschule. Sobald die Sonne kräftiger wurde und die Temperaturen Richtung 30 grad kletterten, machte sich eine freudige Unruhe in mir und meinen Freunden breit. Lange hatten wir nicht verstanden, dass das Thermometer, welches auf dem Schulhof hing, nicht das war, welches vom Direktor zur Ermittlung der tatsächlichen Temperatur herangezogen wurde. Wir hatten dieses bewusste Thermometer viele Jahre regelmäßig gefoltert um Hitzefrei zu bekommen. Unter anderem mit Streichhölzern und Feuerzeugen. Wenn es dann aber tatsächlich soweit war, brach der Jubel im Klassenzimmer aus und ein Gefühl von Freiheit überkam uns. Was gab es besseres, als spontan um 11:30 Uhr Schluss zu haben, sich aufs Fahrrad zu schwingen und mit all seinen Freunden zum Strandbad zu radeln, den ganzen wundervollen Sommertag noch vor sich. Es ist definitiv dieses Gefühl, dass ich vermisse und nicht die Tatsache, bei 35 Grad nicht arbeiten zu wollen. Und während ich so in Gedanken schwelge, bekomme ich Angst, den Sommer regelmäßig zu verpassen. Ich habe meinen Terminkalender vorm inneren Auge, der mir schon jetzt kein einziges freies Wochenende bis Mitte Oktober gönnt und ich bemerke, dass es diese geschenkte Zeit ist, die mir fehlt. Dieser glückliche Moment, wenn man realisiert, dass der ganze Tag noch vor einem liegt und alle geplanten Pflichten abgesagt wurden. Heutzutage bin ich schon fast dankbar, wenn mich mein Zahnarzt mal 30 min. warten lässt und ich eine Zeitschrift in Ruhe durchblättern kann oder mein Flieger Verspätung hat. Geschenkte Zeit aus dem nichts, für die man sich nicht schämen muss, die man anders eh nicht nutzen kann. Ich verbiete mir in solchen Momenten das Handy aus der Tasche zu ziehen und Emails zu beantworten oder Telefonate zu führen, denn ein Geschenk ist etwas großartiges, dass es zu schätzen und nicht mit Füßen zu treten gilt. Ist es nicht seltsam, dass man als Kind trotz aller elterlichen Regeln und der Schule, mit ihren Klassenarbeiten und Hausaufgaben, diese Freiheitsgefühl empfunden hat, nachdem man sich heute sehnt? Als Erwachsener, selber verantwortlich für sein Leben, alleine ohne Verpflichtungen gegenüber Partner und Familie und Chef mit dem Freiraum sich seine Arbeitszeit selbst einzuteilen ist man doch gefangener, als man es zu Kindertagen war. Ich habe mir Anfang des Jahres, quasi als guten Vorsatz, eine Prioritätenliste erstellt. Eine Liste, die mich daran erinnern soll, für wen oder was ich mir Zeit nehme möchte und mein Gewissen beruhigt, wenn ich Termine oder Verabredungen mal nicht wahrnehmen kann, aber irgendwie habe ich den Sommer dabei völlig vergessen. Auf der Arbeit angekommen schlage ich meinen Kalender auf und beschließe, mir in der kommenden Woche einen Tag frei zu nehmen. Einen ungeplanten Tag Urlaub an dem ich meine Sachen und einen mir lieben Menschen schnappen und ans Meer fahren werde. Einfach so. Für einen Tag. Ein Geschenk an mich selbst, wenn man so will. Bei allen Verpflichtungen, den unangenehmen und den wunderschönen, den Geschenken die man gibt und den Geschenken die man bekommt, muss ich mich manchmal wohl daran erinnern, dass auch ein Geschenk an mich selbst wertvoll und wichtig sein kann. Es ist nicht genau das gleiche Gefühl wie damals, der Überraschungsmoment fehlt natürlich, aber dennoch: nächste Woche bin ich mal wieder für einen Tag 10 Jahre alt und bekomme „Hitzefrei“, nur diesmal am Meer. Und mit einer schönen Flasche Wein im Gepäck...

Samstag, 2. August 2014

Episode 25 – Trendbezirk

„Wirklich, ich kann es nicht ausstehen“, sagte ich gerade zu Sarah, als ich in ihrem kleinen Café meine Waffel mampfte. Dabei hatte Sarah mit ihrem wundervollen kleinen Laden ein gutes Stück dazu beigetragen. „Die Hipster nehmen Wedding ein“. Es ist kaum zu übersehen, dass alte Häuser saniert werden, an jeder Ecke schicke kleine Restaurants eröffnen in denen man Sonntags brunchen kann und Cafés aus dem Boden schießen, in denen man veganen Latte Macchiato bekommt. Ich gebe zu, dass ich davon selbst immer wieder gebrauch mache. Nicht von dem veganen Latte Macchiato natürlich, aber von der Möglichkeit, in meinem Kiez schön essen gehen zu können und hervorragenden Kaffee und Kuchen zu bekommen. Ich wohne hier seit 7,5 Jahren und trotz aller Vorurteile mit denen mein armer kleiner Bezirk leben muss, fühle ich mich hier zuhause. Als ich hier herzog waren die Mieten günstig und die Straßen voller „Kultur-Clubs“ und meist türkisch bewirtschafteten Bäckereien, Spätis und Dönerläden. Es war nur eine Frage der Zeit, bis unser Nachbarbezirk Prenzlauer Berg zu teuer wurde und die vielen Menschen auf der Suche nach schönen Wohnungen zu bezahlbaren Preisen auch den Wedding für sich entdecken. Mit schönen Bezirken ist es nämlich so, wie mit schönen Männern: man hat sie selten für sich alleine. Dabei fängt alles so harmlos an. Es kann ein Mann oder der passende Wohnort sein nachdem man sucht. Beides findet man meist nicht von heute auf morgen. Man sucht und sucht, schaut hier und schaut da, muss einige Fehltritte verkraften und schließlich findet man diesen kleinen Schatz, der sich erst bei genauerer Betrachtung als Gewinn herausstellt. Sucht man eine Wohnung in einem angesagten Bezirk, so weiß man von vornherein, auf was man sich einlässt. Ebenso ist es mit schönen Männern. Sucht man sich einen viel umschwärmten Womanizer, lässt sich erahnen, dass dieser auch weiterhin von vielen Frauen bewundernde Blicke bekommen wird, sucht man sich dagegen etwas „normales“ fühlt man sich in Sicherheit. Doch die Dinge bleiben selten so, wie sie sind. Diese Stadt ist in Bewegung. Jedes Tag, jede Sekunde und so gibt es nur zwei Möglichkeiten: es wird besser oder es wird schlechter. Ähnlich wie bei Menschen in Beziehungen blühen einige auf und einige lassen sich gehen. Eine ähnliche Erfahrung musste auch meine Freundin Yvonne machen. Es klingt nicht sehr nett, aber es entsprach der Realität was sie mir neulich am Telefon erzählte: Markus war zu beginn ihrer Beziehung wirklich kein Blickfang gewesen. Man fragte sich nicht selten, warum eine wunderschöne, erfolgreiche Frau wie sie mit jemandem wie ihm zusammen war. Natürlich schämte man sich gleich danach für diesen Gedanken, waren so viele andere Dinge doch wichtiger als optische Oberflächlichkeiten. Aber dann war irgendetwas in Bewegung geraten. Mag es daran gelegen haben, dass Markus die gleichen Gedanken durch den Kopf gingen oder das er die Blicke ihres Freundeskreises auffing und deutete... plötzlich arbeitete dieser Mann an sich und was Yvonne anfangs gefallen hatte, die kurzen Haare, der neue Stil, die Initiativbewerbung bei einer großen Firma wurden plötzlich zu einer Belastungsprobe für ihre Beziehung. Fakt war: Markus konnte damit nicht umgehen. Ihm gefiel plötzlich etwas zu gut, was er darstellte und noch besser gefiel ihm, wie andere Menschen und nicht zuletzt vor allem Frauen darauf reagierten. Rückblickend hätte wohl niemand gedacht, dass ein Mann wie Markus Yvonne betrügen würde. Und könnte. Ich hoffte inständig dass mein Bezirk, dem ich nun schon so lange verbunden war, etwas mehr Anstand hatte, dass dieser Bezirk sich schlussendlich treu bleiben würde. Mir treu bleiben würde. Niemand hat wohl ein Problem mit einem neuen Haarschnitt oder einem guten Kleidungsstil, wichtig ist nur, dass man nicht durchdreht wenn man auf der Beliebtheitsskala nach oben klettert sondern sich darauf besinnt, wer schon da war und einen liebte, als man noch etwas weniger angesagt war.

Samstag, 26. Juli 2014

Episode 24 - Klassentreffen

Ich hatte seit meiner Schulzeit nur ein richtiges Klassentreffen, an das ich mich erinnern kann. O.k. - wenn ich ganz ehrlich bin, gabs da doch noch ein Zweites: Das Klassentreffen in der siebten mit unserer Grundschulklasse, die wir ein Jahr vorher verlassen hatten. Da wir damals aber alle noch bei unsern Eltern und damit dicht beieinander wohnten und alle mehr oder weniger befreundet waren, zählt das irgendwie nicht. Das Klassentreffen von dem ich hier spreche ist das, der Realschule vor gut zehn Jahren. Ich hatte nach der 10. Klasse ein Auslandsjahr eingelegt, war danach in die 11. Klasse gegangen, hatte mein Abi bestanden, studiert und ein Praktikum beim Radio gemacht. Ich hatte bei mehreren Sendern reingeschaut und nun gerade eine Festanstellung bekommen. Ich freute mich aufs Klassentreffen, auf die alten Leute, die nie meine besten Freunde geworden waren, die ich aber doch unglaublich gern wiedersehen wollte. Ich war 23, motiviert, neugierig, die Welt stand mir offen... ich war seit einem knappen Jahr mit Niko zusammen, dem Mann meiner Träume, ich hatte in den letzten Jahren soviel erlebt und hatte noch so vieles vor mir. Beim Klassentreffen angekommen, gab es sogleich die ersten logistischen Probleme, denn drei Mädels hatten Kinderwagen bei und das Restaurant stellte sich als nicht sonderlich geräumig und geeignet für diese Aktion heraus. Trotz aller Schwierigkeiten kamen wir schließlich zum Essen und erlebten einen wunderschönen Tag. Wir knüpften da an, wo sich unsere Wege vor gut sieben Jahren getrennt hatten. Die meisten meiner ehemaligen Mitschülerinnen waren inzwischen verheiratet und hatten Kinder. Zwei Mädels waren schwanger. Sie erzählten von ihren Ausbildungen, die sie mit 16 begonnen hatten. Sie berichteten von ihren Berufen und davon, dass sie inzwischen einen unbefristeten Vertrag hatten und dass es daher nur logisch war, jetzt Kinder zu bekommen. Ich war nicht eifersüchtig. Ich war auch nicht traurig oder böse, dass Kinder die Gespräche dominierten, aber ich fragte mich, wann diese Menschen, mit denen ich in der 10. Klasse rumgealbert hatte, erwachsen geworden waren. Irgendwie war es erschreckend, wie weit uns sieben Jahre auseinander getrieben hatten. Ich hatte noch nichtmal die Probezeit meines ersten Jobs bestanden, während hier über Baukredite, Festverträge und Kitaplätze diskutiert wurde. Heute, gut 10 Jahre später, spreche ich mit zwei meiner besten Freundinnen über die Planung ihrer Hochzeiten, ich war gerade erst bei der Taufe meines Patenkindes, der Tochter einer anderen, sehr wertvollen und besonderen Freundin. Doch die Frage bleibt die Gleiche: wann sind diese Menschen erwachsen geworden und wann werde ich es? Bin ich es schon und wenn ja, wann ist das passiert? Ist es eine bewusste Entscheidung die wir treffen oder etwas, dass passiert, wenn sich unser Leben ändert? Entscheidet das Alter darüber? Ist es so, dass wir eines morgens aufwachen: "18.Geburtstag, happy Birthday, du bist erwachsen" oder hat man da noch etwas Spielraum, so nach dem Motto "du kannst ab 18 erwachsen sein...hättest aber auch noch bis 28 Zeit, quatsch zu machen, wenn du noch nicht bereit bist..."So oder so. Ich seh jetzt ein, dass ich mit 33 Jahren wohl über jeden Spielraum hinaus bin. Aber das geht klar. Ich hab mich davor nun wirklich solange gedrückt, wie irgend möglich ... und ich hatte dabei wirklich eine tolle Zeit.

Samstag, 19. Juli 2014

Episode 23 – We are family

Ich saß im Flieger und versuchte mich abzulenken. Noch 30 Minuten bis Berlin. Fliegen gehört weiß Gott nicht zu meinen liebsten Beschäftigungen. Es ist diese Mischung aus Hilflosigkeit, gepaart mit dem ganzen anstrengenden Drumherum. Den Koffer fluggerecht packen, aufgeben, zittern, dass man ihn wieder bekommt... Das wirklich erniedrigende Durchwühlen meiner Handtasche weil man mal wieder ein Deo darin vergessen hat. Das und vieles mehr lässt mich oft schon einige Tage vor Abflug nervös werde. Das ganze setzt unterschiedlich früh und feinsäuberlich nach Flugzeit gestaffelt ein: Kurzstrecken: ein bis zwei Tage vorher, Mittelstrecke: zwei bis vier Tage vorher und Langstrecke: vier Tage bis Wochen vor Abflug. Dazu kommt die Nervosität vor einer Reise (wird alles gut?) und die Melancholie nach einer Reise (schade, schon wieder alles vorbei). Während ich also angespannt in meinem Sitz kauerte, lies ich den Urlaub Revue passieren. Es war ein schöner sehr entspannter Urlaub gewesen. Ich hatte seit langer Zeit meine kleine Cousine wiedergesehen. Man muss dazu sagen, dass sie nur einige Jahre jünger ist, für mich aber immer die kleine Schwester bleiben wird, die ich nie hatte. Es schmeichelt mir sehr, dass sie das Gleiche über mich sagt. Dass sie tatsächlich eine echte große Schwester hat, tut der Sache keinen Abbruch. Ich habe keine große Familie, um so schöner ist es, dass sich unter den wenigen Menschen eine Person befindet, die mir so ähnlich ist, obwohl sie einzigartiger nicht sein könnte. Und noch etwas ist erstaunlich. Wenn wir uns sehen, sind wir einfach nur wir. Es ist ein wenig so, als wäre die Zeit stehen geblieben. Es spielt keine Rolle, dass sie nun eine wunderschöne junge Frau von 27 ist. Sobald ich bei ihr bin ist alles wie früher. Während ich mich für ein Date schminke sitzt sie neben mir im Bad auf dem Wannenrand und zieht mich liebevoll auf. Wenn ich Geschichten über „Dates und Jungs“ erzähle, hört sie gespannt zu, eingekuschelt in ihre Kissen und gibt kleine, spitze Kommentare ab und wenn ich müde oder deprimiert bin, krault sie mir den Kopf bis ich eingeschlafen bin. Und doch ist diesmal etwas anders, denn inzwischen redet sie dann auch selbst über ihre Erfahrungen. So muss es Eltern ergehen, die zum ersten Mal den Liebeskummer ihrer Kinder trösten denke ich mir und möchte im gleichen Moment jeden Kerl erschießen, der sich ihr gegenüber unanständig verhält. Wir lachen viel, wir essen viel und wir geben wieder mal viel zu viel Geld für Klamotten aus. Es ist eine unbeschwerte Zeit, die mich zurück wirft in Erinnerungen, die schon fast verblasst waren. Ich frage mich, ob es ihr auch so geht. Ob sie die Zeit genauso geniest wie ich es tue oder ob sie es als ihre Pflicht sieht, die kleine Cousine zu spielen, die die Große anhimmelt. Ich kann mir nicht mehr erklären, warum ich es so lange ohne sie ausgehalten hab und ich frage mich, welche Lektion mir der Urlaub erteilt hat, was die Moral der ganzen Geschichte ist. Vielleicht gibt es in diesem Fall keine. Vielleicht ist alles was ich in diesen Tagen gelernt hab, dass Familie, sei sie auch noch so weit weg von zuhause, der Ort ist, wo du immer du bleibst: die Tochter, die große Schwester, die nervige Tante oder eben auch die große Cousine aus der Hauptstadt, die dich mit skurrilen Geschichten über Leben, Liebe und Männer versorgt. Für mich ist es wie das Kaninchenloch in das man fällt, bevor man am anderen Ende in einer wunderbare Welt erwacht, in der alles einfach zauberhaft ist. Fern von Druck, fern von Erwartung und fern von den Rollen, die man im alltäglichen realen Leben einnehmen muß. Was es auch ist. Es ist schön zu wissen, das es einen Ort mit Menschen gibt, bei denen du ganz genau das bleibst, was du schon immer für sie warst.

Samstag, 12. Juli 2014

Episode 22 – 150 g  Hackfleisch halb und halb bitte

Müde vom Einkaufen ließ ich mich auf die Couch fallen. Lebensmittel einzukaufen ist für mich eine absolut nervige und überflüssige Angelegenheit und ich würde sie mir wohl immer liefern lassen, wenn mir die Vereinbarung des Liefertermins nicht zu verbindlich und nervig wäre. Aber so ist das halt. Wenn man was im Kühlschrank haben will, muss man vor die Haustür oder sich in einer Stadt wie Berlin wenigstens verbindlich auf einen Liefertermin festlegen können. Also hatte ich das kleiner Übel gewählt, hatte mich in meine Klamotten geworfen und mich über eine Stunde durch den wieder mal viel zu vollen Supermarkt gedrängelt. Als ich gerade meine Schuhe von den Füßen gekickt und mich auf das wohlverdiente Sofa fallen gelassen hatte, klingelte das Telefon. Es war Heike. Innerlich rollte ich mit den Augen, aber intuitiv nahm ich ab, denn gute Freunde lässt man nicht ins leere klingeln. Wie befürchtet war es nicht Heike, die fröhliche Smalltalkerin, sondern Lebenskriesen-Heike. Der Mann, mit dem sie seit einigen Monaten ausging hatte ihr durch die Blume mitgeteilt, dass es da noch eine andere „Interessentin“ gab. Die beiden hatten sich vor einiger Zeit in einem Club kennen gelernt. Von Anfang an war sie fasziniert von seiner offenen, direkten Art und seinem Charme. Was für Außenstehende wohl sichere Alarmzeichen für einen Frauenheld sind, sind für die betroffene Person meist nur Zeichen, dass sie die Eine für ihn war und dass es sich um Liebe auf den ersten Blick handeln muss. Mehr als einmal hab ich das in meinem Freundeskreis erlebt und so oft man das auch von Außen kommentiert, so schnell wird man auch blind, sobald es einen selber trifft. Und während ich mir ihre Geschichte anhörte, kam mir ein Gedanke. Sind wir an diesem Elend selber Schuld? Es ist richtig, dass wir nie wissen wo und wann uns der Mann fürs Leben über den Weg läuft, aber ist es nicht so, dass wir es selber in der Hand haben, was uns in den Einkaufswagen kommt und was wir vor der Kasse wieder aussortieren? Wenn wir in den Supermarkt gehen, ein Rezept im Kopf, wissen wir genau was wir wollen. Wir gehen zur Fleischtheke, bestellen 150 g Hackfleisch, bekommen 150 g Hacklfleisch, gehen zur Kasse und gut ist. Niemand würde auf die Idee kommen in ein Schuhgeschäft zu gehen, wenn er Hackfleisch braucht (außer es liegt gerade auf dem Weg ... und es gibt wirklich schöne Schuhe) und selbst wenn: wir wären wohl kaum überrascht wenn wir das Geschäft dann mit Schuhe und nicht mit Hackfleisch verlassen. Vielleicht verhält es sich ja mit Männern genauso. Vielleicht sind wir selber Schuld daran, dass es in unseren Beziehungen nicht funktioniert, weil wir einfach die falsche Ware in den Einkaufswagen gepackt haben, einfach von Anfang an im falschen Laden eingekauft haben. Wir sehen den wilden Typen, der mit seinen Kumpels barfuß im Park sitzt und Bier trinkt und ärgern uns nach 6 Monaten Beziehung, dass er ein wilder Typ ist, der gerne barfuß mit seinen Kumpels im Park sitz. Und Bier trinkt. Wir sind fasziniert von dem Mann, der im Club auf uns zukommt und uns direkt anspricht und verstehen nicht, warum er trotz der Beziehung zu uns immer wieder mit wildfremden Frauen ins Gespräch kommt. Vielleicht ist es wirklich so: what you see, is what you get. Ich sage es Heike nicht. Wie könnte ich. Nichts ist schlimmer als eine besserwisserische Freundin, wenn es einem eh schon schlecht geht. Auf einmal kommt mir Lebensmittel einkaufen gar nicht mehr so nervig vor. Alles liegt gut sortiert vor einem, sauber beschriftet. Selbst die Inhaltsstoffe und das Mindesthaltbarkeitsdatum sind aufgelistet.So gut wie unmöglich hier einen Fehlgriff zu machen.Ich packe mein Hackfleisch aus und während ich die Lasagne für die wimmernde Heike, die sich gerade zu mir auf den Weg macht und mich vorbereite denke ich: „wie schön wäre es, wenn es mit allem so einfach wäre“. 

Samstag, 5. Juli 2014

Episode 21 - Irrwege

Entscheidungen. Kleine Pfade die man einschlägt und die doch den ganzen Weg maßgeblich beeinflussen können. Als ich heute Mittag mit zwei guten alten Freundinnen und ihren Kinderwagen zum Kaffee zusammen saß, musste ich unwillkürlich darüber nachdenken. Wir alle treffen Entscheidungen. Ständig. Täglich, minütlich. Manche erscheinen banal, wie die Auswahl des richtigen Outfits oder des Mittagessens in einem Restaurant. Andere wiederum können unser Leben nachhaltig beeinflussen. Ich sah auf den kleinen Sohn meiner langjährigen Freundin, den sie auf dem Arm hielt. Eine simple Entscheidung sich auf einen Auslandsposten zu bewerben hatte ihr einen Ehemann und ein Kind eingebracht. Wie wäre die Geschichte wohl zuende gegangen, wenn sie sich damals dagegen entschieden hätte. Zugegeben, diese Entscheidung zählte damals zu den größeren in ihrem Leben. Ich höre ihre Worte noch, als wäre es gestern gewesen, als sie vor mir stand und sagte „wenn ich wiederkomme bin ich 34... eigentlich wollte ich da doch verheiratet sein und Kinder haben und nun geh ich in eine befristete Zukunft, weit weg von Deutschland...“. Eine Kinderplanung außerhalb Deutschlands war damals keine Option. Wie wäre ihr Leben wohl verlaufen, wenn sie sich nicht für diesen Schritt entschieden hätte. Wenn die Angst und das Heimweh gesiegt hätten? Diese kleinen Verknüpfung des Lebens haben mich schon immer fasziniert. So hatte ich relativ früh eine Kette zusammen gesponnen, die mich bis zu Niko geführt hatte und diese Theorie war so: Mein High School Jahr in den USA mit 16 war eine der besten Entscheidungen meines Lebens gewesen, denn dort hatte ich nicht nur wunderbare Freunde kennen gelernt, sondern auch Josh. Es kam wie es kommen musste: Zwei Kontinente, viel Herzschmerz und die Einsicht, dass sich unsere Welten nicht verbinden ließen. Zurück aus den USA lernte ich einen guten Freund kennen. Und warum lernte ich ihn kennen? Weil er mich optisch an Josh erinnerte. Dieser Freund wiederum arbeitet neben der Schule und so bewarb auch ich mich in dieser Firma. Einige Wochen später freundete ich mich dort mit einer Kollegin an und diese annoncierte schließlich ihr WG-Zimmer auf welches sich Niko bewarb. Die perfekte Verbindung von Josh zu Niko war damit abgeschlossen und ergab in meinem Kopf absolut Sinn. Oft frage ich mich, ob uns jede einzelne Entscheidung zu einem anderen Ziel bringt oder nur der Weg ein anderer ist. Ich erinnere mich an ein Labyrinth in einem Maisfeld durch das ich mit Josh in den USA gelaufen war. Landkinder vertreiben sich die Zeit wohl anders. Bei einem Labyrinth gibt es einen Eingang und einen Ausgang und zwischendurch viele Entscheidungen, ähnlich wie im Leben. Josh hatte mir damals gesagt, man müsse sich immer nur rechts halten um ohne Irrwege wieder heraus zu finden und das hatten wir dann probiert. Tatsächlich waren wir ziemlich schnell am Ziel. Danach gingen wir noch mal hinein und „verliefen uns“ absichtlich und irgendwie machte das mehr Spaß. Vielleicht ist es ja auch so mit den Wegkreuzungen in unserem Leben. Es gibt einen schnellen und einen langsamen Weg. Einen mit Sackgassen und einen mit Abkürzungen, aber egal wie wir uns entscheiden, allein die Zeit bis zum Erreichen des Ziels ist eine andere. Das Ziel selber bleibt immer das Gleiche. Irgendwie beruhigt mich dieser Gedanke. Ich sehe auf meine Freundinnen. Vielleicht haben sie sich einfach nur brav rechts gehalten oder sind schneller durch den Irrgarten gerannt, aber ich finde es schön zu wissen, dass auch ich irgendwann den einen Ausgang finde, ungeachtet der vielen Wege die ich bis dahin eingeschlagen habe.

Samstag, 28. Juni 2014

Episode 20 – Wilder Mohn

Es war ein wundervoller freier Freitag. Der Morgen hätte nicht besser beginnen können. Ich hatte ausgiebig gefrühstückt, danach ein langes Bad genommen und später, die Uhr hatte nicht mal 12 geschlagen, saß ich mit einem Glas Hugo in der Hand und leicht angesäuselt auf meiner Couch und diskutierte mit meiner guten Freundin Serina über das Leben im Allgemeinen. Von Zeit zu Zeit liebe ich es Besuch zu bekommen. Man ist immer pünktlich, hat es gemütlich und manchmal, so wie jetzt, entpuppt sich ein kurzes Kaffe-Date zu einem der erfrischendsten und witzigsten Vormittage seit langem. Ein wenig später schlenderten wir meine Straße entlang. Wir hatten das Gefühl, ein wenig Bewegung täte uns nach dem morgendlichen Schwips ganz gut. Während ich verträumt vor mich hin stolperte erzählte Serina. Sie erzählte von ihrer Arbeit, sie erzählte von ihrer Familie, sie erzählte von dem dreiteiligen Roman, den sie gestern zuende gelesen hatte und dessen Ende sehr schön war, aber nicht ganz so schön wie es hätte sein können. „Zu hohe Erwartungshaltung“, sagte ich trocken. „Du liest ein Buch mit mehreren Teilen, du siehst eine Fernsehserie über Jahre und du siehst vor deinem inneren Auge wie es ausgehen sollte und dann ... pufff... Erwartung enttäuscht“: Als ich ein wenig später alleine nach Hause spazierte und ein paar Blumen am Straßenrand pflückte, begann ich über Erwartungen nachzudenken. Ist es nicht so, dass wir alle ständig mit einer bestimmten Erwartungshaltung durchs Leben gehen? Wir haben unsere Erfahrungen gemacht und wissen was "man" erwarten kann, was wir wollen und was wir uns erhoffen. Es ist dabei egal ob es um einen neuen Kinofilm, ein erstes Date oder eine Freundschaft geht. Nichts ist mehr neu, alles wurde schon mal erlebt - von uns, von Freunden und genauso oft wie unsere Erwartungen erfüllt werden, werden sie auch enttäuscht. In kleinen Dingen, so dass wir es kaum merken und manchmal auch in den Großen.. Ein Essen in einem schlechten Imbiss kann ganz überraschend wunderbar sein, während genau das gleiche Gericht in einem viel gelobten Sternerestaurant ungenießbar erscheint. Ich fragte mich, können wir fair und objektiv bleiben oder erfährt alles und jeder eine neue Bewertung, abhängig davon was wir uns hiervon versprochen haben. Und wenn wir wählen könnten, wäre es besser ohne Erwartungen durchs Leben zu gehen, sich einfach immer wieder überraschen zu lassen? Erwarten wir grundsätzlich zu viel? Von klein auf merken wir, welche Erwartungen auf uns lasten. Wir müssen in der ersten Klasse schon wissen was wir mal werden wollen wenn wir groß sind, wir werden spätestens ab dem 17 Lebensjahr regelmäßig gefragt ob wir einen festen Freund haben und wenn wir den haben, kommt spätestens ab Mitte 20 die regelmäßige Frage nach einer evtl. Verlobung, Hochzeit und Kindern. Ist es da ein Wunder, dass wir gut sortiert durchs Leben laufen, als hätten wir eine Checkliste die es abzuhacken geht. Im Bezug auf Männer, darauf, wie sich unser Leben entwickeln sollte, oder im Bezug auf unsere Freunde, ihr Verhalten oder ihre Reaktion auf bestimmte Ereignisse? Wir erwarte immer etwas, denn wir wissen wie wir es uns wünschen und sehen daher Verfehlungen oft als unverzeihliche Enttäuschung. Ich blickte auf die Blumen in meiner Hand. Mohnblumen. Untypisch und unerwartet, dass man so etwas am Straßenrand in Wedding pflücken kann. Und auch, wenn es bei den großen Dingen im Leben wohl nützlich und unvermeidbar ist eine gewisse Erwartungshaltung zu haben, so ist es doch um so schöner, wenn wir uns von den Kleinen Dingen überraschen lassen. Der Grünstreifen vor unserem Haus ist meistens halt nur ein mit Unkraut bewachsenes Stück Erde und keine Blumenwiese. Wenn wir das wissen und unsere Erwartung dem Anpassen, werden wir vielleicht überrascht sein, was für einen hübschen Strauß wir nach einem kleinen Spaziergang in der Hand halten.

Samstag, 21. Juni 2014

Episode 19 – die Kleiderregel

Es heißt, dass man jedes halbe Jahr seinen Kleiderschrank ausmisten soll. Hört man auf Modeexperten in Zeitschriften und Magazinen so sollte man alles, was man länger als zwölf Monate nicht getragen hat in die Kleidersammlung geben. Als ich heute früh meinen schwarze Rock mit den Falten suchte und ihn auch nach 30 Minuten nicht finden konnte, erinnerte ich mich schmerzlich daran, wie strikt ich diese oberste Regel aller Lifestyleexperten in den letzten Jahren eingehalten hatte. War es wirklich schon über ein Jahr her, dass ich diesen Rock getragen hatte und warum hatte ich in ausrangiert? Ich überlegte. Was war es, dass mich nun nach all der Zeit, in der ich den Rock kaum vermisst hatte, danach suchen lies? Bei Männern wie bei Mode scheint es mir so, als käme von Zeit zu Zeit eine gewisse Ahnungslosigkeit auf, warum man das gute Stück zum damaligen Zeitpunkt aussortiert hatte. Irgendwann, in einem Moment von Langeweile, Nostalgie oder Kreativität, plötzlich aus einer unerklärlichen Laune heraus erinnern wir uns plötzlich daran und überlegen, ob wir einen Fehler gemacht haben. Was war so falsch daran und warum haben wir damals diese Entscheidung so getroffen ? Natürlich hätten wir niemals unser Lieblingsstück weggegeben. Ich weiß blind, wo mein Sommerkleid von Halston Heritage hängt oder mein Rock von Anna Molinari liegt, den ich so mag. Lieblingsteile die einem schmeicheln, hängen meist ganz vorne, griffbereit auf Augenhöhe. Wenn wir also wissen, dass etwas nicht zu uns passt und wir es deshalb aus unserem Schrank, aus unserem Leben verbannen, warum vermissen wir es dann irgendwann? Warum verlieren wir überhaupt einen Gedanken daran? Ich sprach vor einigen Tagen lange mit der Schwester von Niko. Über Liebe das Leben die ausrangierten Männer unserer Vergangenheit. Es war schön, denn schlussendlich ist jede Trennung ja auch meist ein Abschied von der Familie in der man begonnen hatte sich wohl zu fühlen. Es ist wohl Nostalgie, stellten wir fest. Die Erinnerung die wir mit etwas verknüpfen, dass in der Phantasie besser zu werden scheint, je weiter es in der Vergangenheit liegt. Die Erinnerung an etwas, das wir vor langer Zeit mal für eine gute Idee gehalten haben und doch gemerkt haben, dass es, um es mit den Worten von Herrn Guido Maria Kretschmer zu sagen, „nichts für uns tut“. Während ich mit einer guten Freundin durch die Geschäfte unserer Hauptstadt schlendere und ein paar ähnliche schwarze Faltenröcke betrachte, hier und da mal einen anprobiere wird mir klar, was ich damals schon wusste: Faltenröcke tragen auf und tun so rein gar nichts für meine Figur. Sie sind vielleicht theoretisch eine gute Idee, aber in der Praxis bin ich wohl mit etwas anderem besser bedient. Wie schön dass diese Stadt so viele andere Möglichkeiten bietet. Im Bezug auf Mode und im Bezug auf Männer.

Samstag, 14. Juni 2014

Episode 18 – Eigenheim, Glück allein

Es hatte etwas ironisches, diese Statistik heute in der Zeitung zu sehen, kurz nach dem Gespräch mit Kathi und kurz, nachdem ich die Geschichte von Marens Freunden gehört hatte. Es begann alle mit der Geschichte von Maren. Freunde von ihr hatten sich vor einiger Zeit einen alten Bauerhof gekauft und angefangen, diesen zu restaurieren. Nach außen erschien alles perfekt, bis er sich immer besser mit einer gemeinsamen Freundin verstand... es kam wie es kommen musste: zum Schock aller Freunde trennte sich das junge Elternpaar und stand nun vor der Entscheidung was mit dem Bauernhof passieren solle... einige Tage später, bei einem Spaziergang mit meiner Freundin Kathi kamen auch wir auf dieses Thema. Die Aufnahme eines Kredits, der Bau eines Hauses oder der Kauf einer Immobilie sei eine schwere Belastung für eine Beziehung und ein hohes Risiko für eine Trennung so Kathis Theorie. Und dann heute dieser Artikel in der Zeitung: „Der Traum vom Eigenheim zerstört deutsche Ehen“ Laut Zeitungsartikel sei eine Vielzahl unvorhergesehener Vorkommnisse der Grund für Trennungen rund um das Eigenheim. Geldsorgen und Ratenzahlungen schaffen grundsätzlich natürlich erst einmal Druck und Unzufriedenheit. Geldsorgen zwingen Paare mehr zu arbeiten, sich teilweise einen Zweitjob zu suchen und dies bringt wiederum Menschen hervor, die gestresst und ausgebrannt sind. Bis hierhin verstand ich Kathis Theorie die durch diesen Artikel untermauert wurde. Ein Mammutprojekts erzeugt Druck, Unsicherheit, Angst... aber wieso führt dies zur Trennung eines Paares, dass sich doch nur wenige Monate vorher versprochen hat zusammen durchs Leben zu gehen. Sind wir wirklich Teil einer Gesellschaft, in der jeder nach eigener Verwirklichung strebt aber ohne Rücksicht auf Verluste die Flucht ergreift, wenn kleine Turbulenzen auftreten? Ich erinnere mich an ein Gespräch mit Nikos Großmutter, die ich heute, da wir kein Paar mehr sind, sehr vermisse. Sie hatte mir damals einige Jahre nach ihrer goldenen Hochzeit erzählt, dass ihre Ehe nicht immer pure Glückseeligkeit war, es hätte immer wieder Phasen der Unzufriedenheit und Streitereien gegeben, „schlussendlich“ hatte sie damals gesagt „war es aber so, dass man sich keinen perfekten Partner schnitzte, sondern einen Menschen auswählte, mit dem man alle Schlachten gemeinsam kämpfen konnte. Mit dem man die Angst teilen konnte, an den man sich anlehnen konnte wenn man von einem 16 Stunden Tag nach Hause kam. Man konnte es damals nicht allein schaffen und daher brauchte man jemanden der einem dabei hilft.“ Nie hat etwas mehr Sinn für mich gemacht, als diese Aussage damals. Als Kind hatten wir den natürlichen Instinkt uns gerade dann, wenn es schwierig oder gefährlich wurde, an unsere Freunde zu halten. Es ist völlig selbstverständlich, dass wir uns Verstärkung holten, wenn uns jemand auf dem Pausenhof Ärger machte und wir haben keine Sekunde gezögert, uns in eine Schlägerei zu stürzen wenn unsere Freunde Hilfe brauchten. Was hat sich also von früher bis heute geändert? Warum fällt es so vielen Paaren so schwer an dieser Herausforderung als Team zu wachsen, sich nach dem Zweitjob und einem langen Arbeitstag gegenseitig einen Ort der Ruhe und der Zuflucht zu sein, die Ängste zu teilen, in dem Wissen, dass man das Glück hat, sie nicht alleine schultern zu müssen? Ich verstehe einfach nicht, wie man die Lösung für seine Probleme in so einer Situation bei einem anderen Menschen als bei seinem Partner suchen kann, mit dem man doch gemeinsam diese Herausforderung angenommen hat. Um es ganz einfach zu machen: es ist so, als würde ein deutscher Spieler beim WM-Finale in der Halbzeit plötzlich zur gegnerischen Mannschaft wechseln, weil die irgendwie grad besser spielen. Abgesehen vom Vertrag den er unterschrieben hat und abgesehen vom Geld, waren da ja noch die vielen Trainingseinheiten mit seiner Mannschaft durch die er sich gequält hatte. Und was ist mit den vielen schönen Momente die man im Team erleben durfte und nicht zuletzt waren da ja die zahlreichen Spiele, die man mit seinen Kollegen im Vorfeld gewonnen hatte um überhaupt bis ins Finale zu kommen - jeder Deutsche würde diesen Spieler verachten, denn es steht außer Frage, dass man nicht die Fronten wechselt, wenn es mal schwierig wird. Fragen sie mal einen eingefleischten Bayern-Fan, ob er nach einer Niederlage zu einer anderen Mannschaft überlaufen würde... Gerade wenn es mal nicht so glatt läuft, muss man zu seinem Team stehen. Gerade, wenn ein Team ein paar Niederlagen einstecken musste, braucht es seine Fans mehr als sonst. Schön, dass das beim Fußball so klar ist...

Samstag, 7. Juni 2014

Episode 17 – alte Zöpfe

Coco Chanel hat mal gesagt „eine Frau die sich die Haare schneiden lässt, ist kurz davor ihr Leben zu ändern“ ...ich habe mich, auch wenn ich voller Bewunderung auf diese große Dame der Modewelt blicke, immer gegen diese Aussage gesträubt. Es kommt mir so abgedroschen vor... und doch muss ich genau an dieses Klischee denken, während meine Haare gewaschen werden. Die ersten 20 cm schnitt die bezaubernde ältere Dame, ohne mit der Wimper zu zucken, schon vor der Haarwäsche ab. „Möchten sie den Zopf behalten?“ fragt sie freundlich. Anscheinend gibt es tatsächlich Leute die ihre alten Zöpfe wieder mitnehmen. Irgendwie seltsam. Wenn so ein Friseurbesuch doch angeblich den Neuanfang markiert, warum dann an Altem festhalten? Verliert man 15 Kg, entsorgt man voller Stolz die viel zu großen Klamotten, trennt man sich von seinem Partner, richtet man ihm ja auch kein Gästezimmer in seiner neuen Wohnung ein, warum also dieses emotionale Getue um Haare? Für mich war der Gang zum Frisör schon immer emotionslos und ausschließlich praktischer Natur. Meine langen Haare nervten mich und ich musste nicht lange überlegen, bis ich den Termin bei dem kleinen Frisörsalon machte. Für mein Umfeld hingegen schien dies ein weit größeres Drama zu sein und das amüsierte mich. Von besorgten Blicken („bist du dir ganz sicher..?“) bis zu bestürzten Überredungsversuchen („maaaach das niiiiicht!!!“) war alles dabei. Ich habe viele meiner Mädels in den vergangenen Jahren beobachtet, wie sie nach Trennungen, Kündigungen oder Umzügen ziemlich radikale Sachen mit ihren Haaren anstellten. Ich übertreibe nicht, wenn ich sage, ich habe es alles gesehen: Dauerwellen, von lang nach ultra kurz, von hell nach dunkel, von dunkel nach hell (oder in dem Fall Karotte), schlechte Extensions, gute Extensions ... ich habe wirklich alle schönen und unschönen Dinge gesehen die eine Frau im Wandlungswahn auf ihrem Kopf fabrizieren kann. Ich kenne aber auch das Gegenteil: Die Frauen die Tag ein Tag aus die gleiche Frisur, den gleichen Schnitt, die gleiche Farbe haben. Immer. Jeden. Einzelnen. Tag. Und während mir gerade der Conditioner einmassiert wird und die freundlich Dame mich fragt, wie ich auf die Idee gekommen bin meine Haare von ziemlich lang auf ziemlich kurz zu ändern, wird mir klar, dass es nie nur um Haare geht. Es muss auch nicht darum gehen, sich von Altem zu verabschieden oder einen Neuanfang zu starten. Vielleicht geht es oft einfach nur darum, unmissverständlich zu zeigen wer man ist. Es ist nicht der Wunsch das eigene Leben zu ändern, es ist ein Versuch sich selbst klarzumachen was man darstellen möchte. Völlig logisch, dass dieses Bedürfnis gerade dann besonders stark ist, wenn eben eine große Veränderung im Leben einer Frau ansteht. Es gibt uns Halt und Sicherheit zu wissen was oder wer wir sein wollen. Und ist genau das nicht auch der Grund, warum es uns manchmal so schwer fällt uns auf Neues einzulassen oder, wie in meinem Fall, es bei anderen zu akzeptieren. Vielleicht ist es die Sehnsucht nach Sicherheit und Stabilität, eine Möglichkeit den Mitmenschen zu zeigen, dass sie es mit einer sehr beständigen Person zu tun haben. Was mich betrifft so weiß ich eigentlich sehr genau warum ich heute hier sitze: Ich weiß wer ich bin und ab und an muss ich meine Haare eben schnell dem Rest angleichen. So war es schon immer. Völlig klar, dass es mich da kaum tangiert, wenn meine langen Haare zu Boden fallen. Es ist halt nur ein Schritt von vielen, wie das morgendliche auswählen der Kleidung oder das Einrichten der Wohnung. Inzwischen sind meine Haare wirklich sehr kurz. Ich sitze vorm Spiegel und freue mich. Man sieht der Friseurin an, dass sie leicht nervös ist: „viele Frauen müssen sich erst mal an ihren Anblick im Spiegel gewöhnen“ erklärt sie sogleich. Ich nicht. Für mich ist jeder Schnitt wieder ein kleiner Schritt zurück zu mir. Rein optisch. Ich wische die Gedanken beiseite, denn ich finde, ich habe diesem ganzen „was will ich darstellen Thema“ für heute genug Beachtung geschenkt. Es geht ja schließlich auch „nur“ um Haare... Und während ich mir gedankenverloren durch meine kurzen Haare streiche kommt mir ein anderes, wertvolleres Zitat in den Sinn: „Wie viele Sorgen verliert man, wenn man sich entschließt, nicht etwas sondern jemand zu sein.“ ... übrigens auch von Coco Chanel...


Samstag, 31. Mai 2014

Episode 16 – Kleideranprobe

Ein seltsames Gefühl machte sich an diesem Nachmittag in mir breit. Lange hatte ich Jim nicht gesehen. Es kam mir vor, als wären wir uns fremd, als wäre unsere Vergangenheit nicht real, sondern einem seltsamen Traum entsprungen. Jim hatte mich vor einiger Zeit gerettet. Damals, kurz nachdem Niko seine Sachen gepackt hatte und gegangen war, tauchte er plötzlich auf. Es war das perfekte Timing für eine ziemlich abgefahrene Begegnung. Er lies mich wieder lachen, er lies mich wieder hoffen und er nahm mich so sehr in Beschlag, dass mir keine Zeit blieb, um in Erinnerungen und Melancholie zu versinken. Er tat alles das, was Niko nie getan hatte und verkörperte rein gar nichts von dem, was Niko damals für mich darstellte. Er war mein Lebensretter und rettete mich buchstäblich vor dem Ertrinken. Ich genoss seine Gesellschaft und war dankbar für das Gefühl, das er mir gab und so versuchte ich, an meinem Retter festzuhalten. Es kam mir irgendwie falsch vor, einen Lebensretter einfach so gehen zu lassen. Es half alles nichts. Ziemlich schnell wurde mir klar, dass dies seine einzige Funktion in meinem Leben sein sollte. Nun, da ich ihn wiedersah, zufällig mit irgendeiner Bekannten, spürte ich diesen Stich in der Bauchregion und ich konnte ihn zuordnen. Es war Eifersucht. Ich hasste dieses Gefühl. Ich konnte dieses Gefühl nicht steuern, egal wie rational ich es betrachtete. Schlimmer noch: es war sinnlos. Das mit der Eifersucht ist bei mir nämlich so eine Sache. Ich kenne dieses Gefühl seit meiner Kindheit, auch wenn sich die Anlässe zur Eifersucht seither geändert haben. Mal war es eine ausbleibende Geburtstagseinladung von einem Mitschüler, den ich eh nicht mochte. Mal war es ein Lob vor versammelter Klasse, das mir gebührt hätte, von einem Lehrer der mir egal war und mal war es ein Kleid, dass meiner Freundin besser stand, als mir. Und genau hier fand ich die Parallelen zu meiner Eifersucht heute. Es waren nie die Dinge die mir wirklich viel bedeuteten, für mich gedacht waren oder zu mir passten auf die ich eifersüchtig war. Wenn ich eifersüchtig wurde, dann auf Dinge, die jemand anderem besser passten als mir. Es war wie früher. Es war wie in diesem Moment, in dem du ein Kleid im Schaufenster siehst. Es ist ganz schön, haut dich aber nicht total um. Du bist mit deiner Freundin auf einer Shoppingtour und du hast gerade nichts besseres vor, also erlaubst du dir, es anzuprobieren. Schon als du es von der Kleiderstange nimmst und etwas genauer betrachtest, fällt dir auf, dass es eigentlich doch ganz hübsch, aber absolut nicht dein Stil ist. Und richtig. Es sitzt schlecht, steht dir nicht, kurz: es ist einfach nicht für dich gemacht. Bis hierhin ist alles gut. An dieser Stelle konnte ich als Kind und als Teeny Kleider wieder zurück hängen und in diesem Moment kann ich auch heute Männer aus meinem Leben verschwinden lassen. Schwierig wurde es früher nun nur, wenn die Freundin das Kleid ebenfalls anprobierte, es ihr fantastisch stand und sie es kaufte. Und genauso geht es mir heute, wenn ich Männer aus der Vergangenheit mit Frauen sehe. Auch bei meinem Lebensretter. Und ich frage mich, was dieses Gefühl in mir auslöst. Wenn es um Kleider geht, so habe ich meinen eigenen Stil gefunden. Es fällt mir heute nicht mehr schwer, ein Kleid an eine Freundin weiter zu geben das mir nicht steht, weil ich weiß, dass ich mir mit einem schlecht sitzenden Kleid keinen Gefallen tue und etwas sehr viel besseres finden werde. Warum habe ich diese Einsicht nicht auch jetzt? Hier. Bei Jim. Vielleicht, denke ich, ist es der fehlende Glaube daran, dass am Ende alles gut wird. Dass das passende Kleid gleich um die Ecke auf dich wartet. Andererseits, wenn man diesen Glauben in Fashion hat, dann sollte man ihm wahrscheinlich auch bei Beziehungen eine Chance geben.

Samstag, 24. Mai 2014

Episode 15 – Am Haken

Es ist Frühling in Berlin. Das merkt man an den Vögeln, die schon um 4 Uhr anfangen, vor meinem Fenster zu singen, an den kürzer werdenden Nächten und Röcken und an der Tatsache, dass plötzlich wieder mehr gelächelt wird. Die Welt erscheint offen und freundlich und da ist es wohl ganz normal, dass dies ansteckend auf uns Menschen wirkt. Mit den ersten Sonnenstrahlen sprießen nicht nur die Tulpen, sondern auch neue Bekanntschaften und Beziehungen aus dem Boden und umgeben uns wohin wir auch gehen. Ich habe „Frühlingsgefühle“ schon immer ziemlich skeptisch betrachtet, denn sie beschränken sich, wie ihr Name verrät, auf eine einzige Jahreszeit und erinnert mich irgendwie zu sehr an die Brunftzeit im Tierreich. Was der Frühling aber auch mit sich bringt, sind die ersten schönen Spaziergänge, Grillabende und Weißwein auf den Dachterrassen dieser Stadt. Ich liebe es mit meinen Freundinnen in der Frühlingssonne zu sitzen und über die wirklich großen Dinge im Leben zu diskutieren. In den letzten zwei Wochen, dem Frühling geschuldet, handelt es sich hierbei fast ausschließlich um die neuen Beziehungen die da gerade entstehen. Nach einem dieser Weißwein-Abende schlenderte ich mit Esther durch den nahe gelegenen Park. Wir sind ein unschlagbares Team. Mit niemandem werte ich die Beziehungs-Storys unserer Freunde lieber aus, als mit ihr. Sie ist nicht nur sehr realistisch und sachlich, sondern auch gnadenlos ehrlich. Wir sprachen also über Heike und ihren Frank, der ihren Erzählungen nach großartig war. Gut, er hatte sie seit drei Monaten keinem einzigen Freund, geschweige denn seiner Familie vorgestellt und verabredete sich mir ihr quasi nur in seiner oder ihrer Wohnung, aber vielleicht war er ja einfach nicht so der Typ der alles gleich an die große Glocke hing. Dann war da Conny. Ihr „Neuer“ lebte gerade in Scheidung und alles war gerade noch etwas unschön. Es lief auf Unterhaltszahlungen an seine Exfrau und geteiltes Sorgerecht für ihre gemeinsame Tochter hinaus. Conny war absolut verliebt und beteuerte, dass sie dass schon schaffen würden, es sie aber schon ärgere, dass sie die Tochter ihres neuen Freundes „vorerst“ nicht kennen lernen sollte. Und schließlich landeten wir bei Janine. Janine hatte den Jackpot geknackt. Sie hatte vor einigen Wochen einen tollen Mann kennen gelernt, der die Anforderungsliste aller Singelfrauen um die 30 bestand: er war Single, keine Exfrauen, keine Kinder, eigene Wohnung, guter Job, gutes Aussehen, er wünschte sich eine Familie und dies tatsächlich in naher Zukunft, er war gesellig und witzig und teilte mit Janine die gleiche Vorstellung vom Leben. Nach dem dritten Glas Wein kam dann die Offenbarung: „er ist toll, aber da ist kein zooom zwischen uns, keine Leidenschaft. Er ist halt wie mein bester Freund, mein Fels.“ Esther und ich liefen schweigend nebeneinander her, denn gerade diese Geschichte macht uns traurig. Wir versuchten uns zu erklären, was da gerade in unserem Freundeskreis passierte. Ist es wie bei dem Outfit, dass auf Fotos super aussieht, aber sobald man damit durchs reale Leben läuft, merkt man, dass die Strumpfhose rutscht, die Schuhe drücken und die Kette sich immer wieder im Strickoberteil verhakt. Ist es einfach Teil des realen Lebens, dass immer etwas hakt? Oder suchen wir so sehr das Perfekte, dass wir sofort das komplette Outfit doof finden, sobald nicht alles dem Bild in unserer Vorstellung entspricht? Wir freuen uns, wenn wir einen Mann am Haken haben und wundern uns dann dass der Mann einen Haken hat. Die entscheidende Frage ist doch, können wir mit diesem Haken leben? Der Mann, der uns drei Monate lang niemandem vorstellt hat seine Gründe, der in Scheidung lebende Vater wird immer eine Exfrau und ein Kind haben und der gute Kumpel wird in uns nie das zooom auslösen, dass wir aus früheren Bekanntschaften kennen... die Entscheidung liegt wohl immer bei uns: Verbringen wir den Großteil unsere Zeit mit dem Kerl an unserem Haken oder mit dem Haken an unserem Kerl? Wir waren fast bei Esther zuhause angekommen. Wer weiß schon ob das komplette Outfit doof ist, solange man es nicht einfach mal mit einer neuen Kette probierte. Vielleicht stellt man fest, dass die Änderung eines Details das ganze Bild komplett verändert. Das kann die eigene Erwartung sein, das eigene Verhalten, das festlegen der eigenen Toleranzgrenze oder auch die Einsicht, dass Strickoberteile und Ketten mit Ecken und Kanten keine gute Kombination sind.

Samstag, 17. Mai 2014

Episode 14 – Butterfly Effect

Ich wache auf und bin glücklich. Das ist wirklich schön, denn die Chancen stehen jeden Morgen 50 zu 50. Ich finde mich nicht launisch, ich denke auch nicht, dass ich manisch-depressive Tendenzen habe und doch gibt es Tage, an denen wache ich glücklich auf und welche, an denen ich irgendwie nicht ganz so phantastische Laune habe. An solchen Tagen liege ich dann wach und gehe gedanklich die Hardfacts durch: Bin ich gestern unglücklich eingeschlafen? Habe ich gestern eine schlechte Nachricht bekommen? Habe ich heute etwas unangenehmes vor? Meistens ist es nichts davon. Vielleicht ist es der Mond. Vielleicht liegt es an Träumen, vielleicht am Wetter... Heute interessiert es mich nicht. Ich bin glücklich. Die Sonne scheint, ich habe frei, bin ausgeschlafen und das alles, um 7.30 Uhr an einem Samstag. Beschwingt beschließe ich ein paar Sachen fürs Frühstück zu besorgen. Zu Fuß. Ich laufe durch Wedding, durch den Schillerpark, der bis auf ein paar Jogger kaum besucht ist, die Müllerstraße entlang und ich betrachte die Menschen, die mir begegnen. Die Frau um die 40, wahrscheinlich Hausfrau und Mutter, die pflichtbewusst eine Runde mit dem Hund dreht, während ihre Familie sicherlich noch tief und fest schläft. Ein kräftiges Mädchen auf dem Weg zur U-Bahn, welches, wie es das Klischee verlangt, gerade einen Pfannkuchen isst. Die junge Frau mit dem Kopftuch die eilig mit ihren drei Kindern die Straße kreuzt. Ich versuche, ihre Blicke im vorbei gehen aufzuschnappen, zu sehen, ob diese Menschen heute glücklich aufgestanden sind. Die Verkäuferin Mitte 50 ist es offensichtlich nicht. Sie ist in diesem Laden auch nicht die erste Mitarbeiterin, die mir unangenehm auffällt. Es scheint ihr körperliche Schmerzen zu bereiten mir eine Pfandflasche abzunehmen, die der Pfandautomat nicht will. Sie zieht missbilligend die Augenbrauen hoch während sie mich bedient und während ich noch überlege ob ich mich über sie beschweren oder sie mal kräftig in den Arm nehmen soll frage ich mich, ob es grundsätzlich Menschen gibt, die glücklicher auf die Welt kommen als andere. Abgesehen davon, dass man manchmal gut gelaunt aufwacht und manchmal nicht – gibt es Menschen, die es einfach schwerer haben als andere? Ich überlege, ob das Glücklichsein vererbt wird und damit angeboren ist. Ich muss unweigerlich an mein Patenkind denken. Die kleine Maus mit dem bezaubernden Lachen, die ich ohne Zweifel als sehr glückliches Kind beschreiben würde. Selten am weinen und eigentlich immer am strahlen. Dann sind da die Geschichten von andern Bekannten, über Babys, die die Nächte durchweinen und grundsätzlich unzufrieden mit sich und der Welt zu sein scheinen. Können aus glücklichen Babys später unglückliche Erwachsene werden oder ist einem dieses Grundgefühl sicher. Ist jeder Tag ein neuer Anfang oder können wir einfach nicht aus unserer Haut, wenn es um unsere Lebenseinstellung geht? Ich entschließe mich die Verkäuferin weder zu umarmen, noch mich über sie zu beschweren. Wenn sie wirklich unglücklich ist, so denke ich, wird sie eine Beschwerde auch nicht glücklicher machen. Aber ich nehme mir vor, dem Filialleiter mal zu schreiben und ihm mitzuteilen, dass mir seine Mitarbeiter unglücklich vorkommen. Ich werde ihn bitten, sich darüber einmal ernsthaft Gedanken zu machen, da es inzwischen der Kundschaft unangenehm auffällt. Ich weiß, dass dies nichts ändern wird, aber vielleicht hält er ja tatsächlich für einen Moment inne und denkt kurz über das Glücklichsein nach. Und wie wir ja alle wissen, kann der Flügelschlag eines Schmetterlings manchmal sogar einen Orkan auslösen...

Samstag, 10. Mai 2014

Episode 13 – Pyjamerparty

Es war wieder mal Freitag und ich saß mit Finja in meiner Lieblingsbar bei Pasta und Rotwein. Finja und ich kannten uns aus frühester Kindheit. Wir hatten die letzten 30 Jahre phasenweise sehr intensiv und dann wieder mit etwas Abstand zueinander verbracht. Es war immer wieder schön mit ihr zu reden und es war ebenso spannend, ihren Geschichten zu lauschen. Wenn es um erste Dates, Männer oder das Leben allgemein ging, hatte Finja immer eine Menge zu berichten. An anderen Abenden lästerten wir über gemeinsame Bekannte oder versanken in Erinnerungen, so auch heute. Nach dem dritten Glas Wein packt Finja glucksend eine Geschichte aus, die ich komplett vergessen hatte: Es muss sehr lange her sein. Wir waren vielleicht fünf oder sechs Jahre alt und fanden es damals unglaublich spannend bei unseren Freunden zu übernachten. Finja war von ihren Eltern also an einem Freitag Nachmittag mit Sack und Pack zu uns gebracht worden. Wir hatten gespielt, Pizza gegessen und gequatscht bis wir eingeschlafen waren. Das heißt um genau zu sein, bis ich eingeschlafen war. Finja hingegen hatte Heimweh bekommen. Als es für die kleine Finja nicht mehr auszuhalten war, hatte sie all ihren Mut zusammen genommen, war aufgestanden und zu meinen Eltern ins Wohnzimmer gegangen. Wahrscheinlich war es noch nicht mal 22 Uhr. Finjas Erzählungen nach, muss es aber mitten in der Nacht gewesen sein, als meine Eltern sie schließlich nach Hause fuhren und damit unser kleines Übernachtungsexperiment beendeten. Die Pointe dieser Nacht kam aber erst noch. Leicht benebelt vom Wein und kichernd erzählte sie mir, wie der Abend ausgegangen war: Ich konnte mich nicht mehr erinnern, aber ich war wohl in der Nacht aufgewacht, nicht wissend, dass Finja schon wieder zu hause bei sich war und hatte sie mit meiner Taschenlampe in der ganzen Wohnung gesucht. So unruhig war ich gewesen, dass ich nach einer langen, ausgiebigen Suche meine Eltern weckte, um Finja als vermisst zu melden. Und während wir lachen, über Kindheitserinnerungen und Albernheiten wird uns bewusst dass wir das vermissen. Ich denke an Niko. An Nächte, in denen ich nicht schlafen konnte. An Nächte, in denen ich in der Küche oder auf dem Balkon saß, um ihn nicht zu wecken, während mich Gedanken oder Ängste wach hielten. Wir machen Scherze darüber und lachen immer noch während ich feststelle, dass ich mir damals gewünscht hätte, von Niko mit der Taschenlampe gesucht zu werden, weil ihm meine Abwesenheit Sorgen bereitete. Weil er nicht schlafen konnte, ohne zu wissen wo hin ich verschwunden war. Und dann denke ich an unseren Abschied vor fast zwei Jahren. Daran, wie ich ihn gebeten hatte, mich nicht mehr anzurufen, mir nicht mehr zu schreiben. Ich frage mich, ob er meine Bitte einfach nur respektiere oder ob es ihm schlicht zu viel Mühe bereitete, mich mit der Taschenlampe zu suchen. Möchten Mädchen nicht in jedem Alter vermisst und gesucht werden? Während ich darüber nachdenke bringt es Finja mal wieder auf den Punkt: „Du bist halt einfach eine tolle Freundin. Ich würde dich auch jederzeit mit der Taschenlampe suchen, denn wenn man seine Freunde liebt, macht man das halt“. Da hat sie Recht. Wen man liebt, den sucht man. Beweislage abgeschlossen. So einer schlüssigen Argumentation, kann ich einfach nichts hinzufügen.

Samstag, 3. Mai 2014

Episode 12 - Kutschfahrt ins Glück

Es war ein wundervoller Sonntag. Ich hatte ausgeschlafen, im Schäfer zu Mittag gegessen und die Zeitung gelesen um mich danach auf den Weg zur Arbeit zu machen. Es waren 25 Grad, der Himmel war blau und die Sonne schien. Vor mir kreuzte eine Kutsche die Brunnenstraße und ich stand an der Ampel, in Gedanken versunken. Während ich der Kutsche nachsah, die die Bernauer Straße hinunter rumpelte, musste ich unweigerlich an meine Kindheit denken. Ich hatte Pferde geliebt. Wie so viele Mädchen in diesem Alter, wollte auch ich unbedingt reiten lernen. Zusammen mit meinen Freundinnen, ging ich also einmal die Woche zum Reitunterricht. Ambitioniert fuhren unsere Eltern uns zum Reiten und holten uns wieder ab. Es war eine glücklich Zeit in der sich die kleinen und großen Wünsche wie von selbst zu erfüllen schienen. Ich denke zurück an meine Geburtstagsfeiern. Ich bin ein Dezemberkind und hatte so nie die Möglichkeit, eine Party im Freien zu geben. Ich erinnerte mich an einen Sommer, ich muss acht oder neun Jahre alt gewesen sein, in dem ich, neben meiner jährlichen Geburtstagsfeier eine zusätzliche Kinderparty schmeißen durfte - nur zu dem Zweck mir eine Kutschfahrt mit meinen Freundinnen zu ermöglichen. Meine Erinnerungen mögen vielleicht auf eine verwöhnte Kindheit hindeuten, für mich war es eine Zeit voller Liebe, in der Wünsche wahr werden konnten und die Prinzessin die Kutsche bekam, wenn sie es sich nur sehr wünschte. Lächelnd blickte ich der Kutsche nach, die kaum noch zu sehen war. Irgendwie eine unwirkliche Erscheinung mitten in Berlin auf einer viel befahrenen Straße. Ich weiß, dass nicht nur ich diese Kindheit hatte. Meine Freundinnen hatten ebenfalls großartige Eltern und Großeltern. Ich frage mich insgeheim, ob dieser Glaube, dass Wünsche wahr werden uns bis heute prägt. Ist es so, dass wir noch heute darauf bauen, dass die Kutsche angerollt kommt, wenn wir es uns einfach nur fest wünschen. Dass eine unsichtbare Hand genau wie in unserer Kindheit den Job, den Mann, das Geld schon irgendwie auftauchen lässt, wenn wir fest daran glauben. Ich denke an meine Freundinnen aus frühster Kindheit. Wieviel Energie wenden wir tatsächlich auf, um die Wahrwerdung unserer Wünsche zu realisieren. Ich hatte immer viel Glück im Leben. Menschen mochten mich, Chancen ergaben sich, Dinge fielen mir zu... Habe ich je gelernt für meine Wünsche selbst einzutreten oder habe ich es vielleicht wieder verlernt? Wie viel Wahrheit steckt in der Floskel, jeder sei seines Glückes Schmied? Glück, so denke ich, war für mich immer etwas, was passiert und nichts, was ich selber formen kann, aber vielleicht gilt dies nicht für die Erfüllung von Wünschen, die glücklich machen. Vielleicht müssen wir umdenken. Vielleicht muss man die Kutsche laut wie ein Kind einfordern, damit man sie bekommt. Kann man auch für sein Glück einen Entwurf festlegen, so etwas wie einen Businessplan, in dem man festlegt, welche Wünsche man im Optimalfall erfüllt sehen möchte? Ich parkte und nahm gut gelaunt immer zwei Treppenstufen auf einmal. Ich glaube es kann nichts schaden seine Wünsche laut zu äußern, denn um dies zu tun, muss man seine Wünsche kennen und für sich selbst klar formulieren. Vielleicht ist das ja schon die halbe Miete. Und selbst wenn nicht, so können wir diese Lektion aus unserer Kindheit mitnehmen: Lautstark eingeforderte Wünsche werden gehört und ernst genommen. Von unseren Eltern, unseren Freunden, von uns selbst und vielleicht sogar vom großen Glück...

Episode 3 – Relativitätstheorie

Oh man was haben wir für Chancen! Alles ist möglich, das Leben ist herrlich. Mit einem Blick, der wohl ungefähr dies zum Ausdruck brachte, strahlte mich eine ältere Kundin an als sie sagte „Anfang 30 ... Kleines... ihnen steht das ganze Leben noch bevor“. „Aha“ dachte ich mir und erlaubte meine Gedanken einen Moment auf Wanderschaft zu gehen... Wertschätzen wir dieses wunderbare Geschenk in einer Zeit, in der man ab 25 ungern sein Alter verrät, wenn man danach gefragt wird?! Es ist wahrscheinlich so wie mit Kleidergröße 38 – wir schätzen sie erst wenn wir nur noch in die 40 passen. Genauso verhält es sich wohl (lustigerweise ebenfalls zahlenmäßig) auch mit dem Alter. Ich fühle mich tatsächlich einige Minuten nach diesem Gespräch wunderbar. So als wäre ich im aller besten Alter und so als wären die Sorgen, die dieses Alter mit sich bringt Hirngespinste. Sie hat recht. Anfang 30 – da kann alles noch kommen. Auch, und vor allem, der Prinz, das Pferd, das Haus, der Baum, der Gartenzaun und die blond gelockten Kinder. Und doch, wenn ich einige Stunden später auf meiner Couch liege, den Feierabend genieße und den Tag an mir vorüber ziehen lasse, sind die Möglichkeiten von denen meine betagtere Lieblingskundin sprach, still und leise aus der Tür geschlichen. Und irgendwie sind die Wege die uns offen stehen gleich nicht mehr so vielseitig und unser Leben nicht das bildliche Bad in Champagner. Kein Wunder, dass bei vielen Single-Ladys der Fernseher angeht, sobald sie abends nach Hause kommen. Ich verstehe das, denn so kann man in diesem süßen Zustand des Tages, der voll von Menschen, Freunden und Erlebnissen war etwas länger planschen. Aber zurück zu mir, meiner Couch, meinem Wein und meinen Gedanken. Die Freunde schlafen, die Männer die man anrufen könnte um Gesellschaft zu haben sind allesamt auf der roten ‚sie-haben-dir-nie-gut-getan-und-werden-es-auch-beim-10.Versuch-nicht- Liste’ im besten Fall schlummert eine dicke Katze oder ein kuscheliger Hund auf dem Schoß. Bei mir nicht. Ich liebe Tiere, aber für einen Hund fehlt mir die Zeit und um ehrlich zu sein habe ich Angst eine Katze würde mich zu einer Katzenfrau machen. Jeder kennt doch dieses Schreckensbild: einsame Jungfer mit Katzen. Überall. Ein paar Tage später treffe ich sie wieder, meine liebe Lieblingskundin. Was würden Sie gerne machen, wenn sie noch mal in meinem Alter wären? Sie grinst mich an: „ich würde mich zeigen! Glaub Sie mir Kleines, wenn ich noch mal in ihrem Alter wäre, ich würde in Straßenkaffees sitzen und mit jungen Männern ins Gespräch kommen, ich würde meine hohen Schuhe anziehen und tanzen gehen ich würde mich der Welt vorstellen“, ihre Augen glänzen und ich verstehe dass man die Hose in Größe 38 stolz tragen sollte, anstatt auf die 36 zu schielen. Und außerdem kommen Prinzen auch sowieso äußerst selten durchs Wohnzimmer geritten...

Sonntag, 27. April 2014

Episode 11 - Frühjahrsputz

Etwas unkoordiniert fischte ich den Hausschlüssel aus meiner Handtasche. Ich war beschwippst und ich war genervt. Die ganze Woche hatte ich mich auf den Cocktailabend mit Sophia gefreut. Unsere Tradition der Mädelsabende hatte ziemlich gelitten, seit sie mit Tom zusammen war. Als gute Freundin war mir klar, dass es heute abend ausschließlich um sie gehen würde, aber Sophia war eine meiner besten Freundinnen und sie nach langer Zeit verliebt zu sehen, machte mich glücklich. Ich wusste was von mir erwartet wurde: geduldiges Zuhören und interessiertes Nachfragen. Nach der dritten Frage hatte ich keine Lust mehr! Ich kannte die hübsche Kennenlerngeschichte, die Eckdaten von Tom, die romantischen Dinge die er tat... bei allem Anderen blockte sie ab. Es schien mich irgendwie nichts anzugehen. Ich hätte Sophias Zurückhaltungen mit Höflichkeit verwechselt, wenn ich uns beide nicht besser kennen würde: Wenn wir verliebt waren, gab es im Normalfall keine Zurückhaltung. Jedes Detail wurde so lange thematisiert, bis der andere es nicht mehr hören konnte. Irgendwas verschwieg sie mir. Ich stolperte etwas ungeschickt in meine Wohnung und beschloss, dass schlafen eine gute Idee wäre. Vielleicht würde ich die Dinge am nächsten Morgen und mit weniger Wodka im Blut etwas klarer sehen. Das Einzige was ich am nächsten Morgen klar erkannte, war die Tatsache, dass ich Alkohol früher besser vertragen hatte und dass in meiner Wohnung das Chaos herrschte. Um den halb verschlafenen Sonntag nicht ganz ungenutzt verstreichen zu lassen, entschied ich mich fürs Großprojekt Frühjahrsputz. Nachdem ich die Fenster geputzt, die Schränke ausgewischt und mich sogar um den Herd gekümmert hatte, beschloss ich, die Bettkästen hervorzuziehen und unterm Bett zu saugen. Eigentlich kein großes Ding. Es ist ein Handgriff die Schubladen hervor zu ziehen. Das Problem ist ein anderes: theoretische Spinnen und die Angst vor diesen. Mir ist dabei durchaus bewusst, dass Spinnen, sollten sie tatsächlich unter meinem Bett wohnen, auch dann existieren, wenn ich nicht nachsehe, aber beim Thema Spinnen vertrete ich den Standpunkt aus frühsten Kindertagen: „was ich nicht sehe, das ist auch nicht da“. Während ich mich also mental darauf einstellte die Bettkästen hervorzuziehen und dem Spinneninferno ins Auge zu blicken, fragte ich mich, warum und vor allem wie ich an diesem Kinderglauben so lange hatte festhalten können. Vielleicht beruhte dies auf Erfahrungen? Vielleicht hatte ich gemerkt, dass es hin und wieder besser war, in Ungewissheit zu leben, als einfach nachzuschauen. Ich musste unweigerlich an Sophia denken: Vielleicht hielt auch sie an diesem Kinderglauben fest. Vielleicht brauchen Frauen manchmal einfach diese perfekte Welt ohne Spinnen, um in dem Chaos aus ersten Dates und der Suche nach der großen Liebe durchzuhalten. Und wenn das so ist, haben wir dann das Recht an die Schubladen unserer Freundinnen ran zu gehen? Vielleicht brauchen uns unsere Freundinnen aber auch genau dann am meisten, so wie man als Kind den Papa gerufen hat, wenn man eine Spinne sah, die einem angst machte. Und während ich noch so nachdenke, über Schubladen und über Spinnen, schleicht sich meine eigene Schublade still und leise heran. Sie ist nicht besonders groß, es hat mich damals viel Mühe gekostet den 1,95m großen Mann darin zu verstauen. Vielleicht ist der Frühjahrsputz eine gute Gelegenheit auch diese Schublade zu entrümpeln. Ich weiß, dass viele Geschichten in ihr schlummern, denn Niko war nicht irgendwer und doch tauchte er 10 Episoden lang nicht auf... Mit einem Ruck ziehe ich die Schublade auf. Mit einem Ruck geht alles leichter. Pflaster abreißen und Ängsten ins Auge schauen. Natürlich sind keine Spinnen unterm Bett, nur eine Menge Staub, aber irgendwie fühlt es sich gut an Gewissheit zu haben... Die Schublade unterm Bett habe ich allein bezwungen. Vielleicht würde ich bei der Niko-Schublade hin und wieder Unterstützung brauchen, aber dafür hat man ja Freundinnen: zum lachen, zum weinen, zum Händchen halten, wenn einem das Leben angst macht und zum gemeinsamen kreischen, wenn man eine Spinne sieht ...

Mittwoch, 23. April 2014

Episode 10 - Von schwarzen Löchern und Raketen

In meiner Wohnung scheint es ein schwarzes Loch zu geben, das Dinge wie von Zauberhand verschwinden lässt. Ich bin kein Messi und meine Wohnung ist eigentlich immer ziemlich ordentlich. Es gibt keine unzähligen Fächer und Schubladen, Kramkisten und Schränkchen und doch, hin und wieder scheinen sich Dinge in Luft aufzulösen. Das kann mal eine CD sein oder eine Kette... heute morgen war es ein Fascinator. Als ich aufwachte, sah ich meinen Look für Ostern vorm inneren Auge: Ich würde ein vanillefarbenes Kleid mit schwarzem Muster, Ballerinas und meinen Fascinator tragen, den ich im Winter in Mexiko gekauft hatte. Ein Fascinator kann ein aufwändiger Kopfschmuck sein oder ein kleiner Hut. In meinem Fall war es ein Haarreif mit Feder und Schleifengedöns in schwarz, der meinem Osteroutfit, wenigstens in meiner Vorstellung, den letzten Schliff verleihen sollte, ohne dabei zu provokant zu wirken. Wo hatte ich den beim Koffer auspacken nur hingeworfen? Nachdem ich an allen denkbaren Orten gesucht hatte, wurde ich sauer und machte mir einen Kaffee. Ich hatte mich so gefreut, als ich damals mit meiner Freundin durch Cozumel schlenderte und dieses kleine Prachtstück fand. Ich trug ihn während unserer Reise zu diversen Abendessen und doch hatte ich nun, einige Monate später, nicht die leiseste Ahnung wo er war. Während ich meinen Kaffee trank und mein Ärger über mich selbst wieder etwas verflog, kam mir ein Gedanke: Ist es bei mir nicht auch in Beziehungen so, dass Menschen mich mit einem Schlag begeistern und irgendwann unmerklich in einem schwarzen Loch verschwinden? Ich habe einen großen Bekanntenkreis und einen etwas kleineren Kreis von sehr guten Freundinnen bei denen man immer auf einem relativ aktuellen Stand in Sachen Job, Beziehung, Leben ist. Man telefoniert regelmäßig, schreibt und trifft sich ab und an. Dann gibt es da noch die Raketen. Sie schießen in dein Leben und sind plötzlich da. Sie lenken deine Aufmerksamkeit komplett auf sich wie ein buntes Feuerwerk und für einen kleinen Bruchteil deines Lebens sind sie alles, was du siehst. Das können Freundinnen sein oder auch Männer die einem begegnen. Während ich darüber nachdachte fiel mir auf, dass ich kaum Menschen in meinem Leben hatte, die als Rakete starteten und nun zu meinen engsten Freunden gehörten. So wie diese Menschen in mein Leben schossen, verschwanden sie auch wieder und die Freundschaften die alles überdauern waren die, die langsam wuchsen. Wahrscheinlich ist es mit Freundschaft nicht anders als mit Tomaten oder Fertighäusern: was schnell hochgezogen wird ist selten von Qualität. Ich gab es auf weiter zu suchen. Manchmal muss man wohl akzeptieren, dass auch Dinge, die am Anfang perfekt scheinen, verschwinden. Ich zog mir die Schuhe an und fuhr einkaufen. Vielleicht würde ich ja etwas ähnlich hübsches finden, vielleicht nicht ganz so vollkommen, aber dafür von mehr Dauer. Etwas, dass ich diesmal sorgsam aufbewahre und auch in einigen Jahren noch gerne trage.

Freitag, 18. April 2014

Episode 9 - Auf den zweiten Blick

Gestern war ich mal wieder im Prenzlauer Berg frühstücken. Eigentlich ist das so gar nicht meine Gegend. Ich komme mir irgendwie immer fehl am Platz vor, denn wie bei vielen Menschen, habe auch ich eine feste Vorstellung davon, welche Klischees hier zutreffen. Ich bin nicht zugezogen, sondern wohne schon mein Leben lang in Berlin, ich bin ÜBER 27, habe aber noch KEINE Kinder. Ich esse gerne Fleisch und finde, dass Bio-Lebensmittel quatsch sind. Ich schlendere selten über Märkte und kaufe meine Klamotten so gut wie nie in kleinen Boutiquen... ich passe hier einfach nicht hin. Als mich eine Freundin nun auf ein Frühstück dort einlud, war ich mäßig begeistert. Wir setzten uns in einen Italiener, bestellten und ließen das kleine Restaurant auf uns wirken: der Kellner der uns fragte ob wir deutsch oder englisch sprechen, die Deko die unglaublich verkrampft „alles easy“ schrie, die Preise die „Willkommen in der Hauptstadt“ riefen... alles so „Prenzl’Berg-isch“! Als wir nach dem Frühstück noch etwas spazieren gingen und uns eine Gruppe Touristen entgegen kam, konnte ich mich nur mit viel Beherrschung davon abhalten, ihnen jeden Bezirk außer Prenzlauer Berg zu empfehlen, wenn sie Berlin wirklich kennen lernen wollen. Ich überlegte, wann dieses Gefühl begann. Entstand es aus eigenen Erfahrungen, hatte ich einfach zu viele Comedyprogramme über diesen Bezirk gesehen, zu viele Geschichten gehört und gelesen? Wenn ich schon gegen einen Bezirk meiner geliebten Heimatstadt solche Vorurteile habe, wie oberflächlich und vorurteilsbeladen bin ich dann im wirklichen Leben? Als Kind scheint man Dinge irgendwie genauer zu betrachten. Man versucht einen Blick hinter die Fassade zu werfen und zu erkennen, warum einem Dinge nicht ganz geheuer sind. Als Erwachsener entstehen Vorurteile oft aus Unverständnis und Unkenntnis. Einige schlechte Erlebnisse werden auf ganze Personengruppen, auf Städte und Regionen, auf Firmen projeziert. Und eine weitere Überlegung: Formen wir durch unsere Vorurteile Menschen, Städte, Dinge? Man hört immer wieder, dass Menschen, die daran glauben eine Fähigkeit schon zu besitzen, sich diese auch besser aneignen als jene, die sich für absolut unfähig halten. Ist es so auch mit Vorurteilen? Verfolgen Menschen unbewusst ein Verhaltensmuster das wir ihnen über die Jahre so unterstellt haben und werden damit erst einem Bild gerecht, welches aus Vorurteilen entstand? Und vielleicht haben auch wir Berliner, diesem kleinen Bezirk gesagt, wie er auf uns wirkt, wie es in unserer Vorstellung hier abläuft und unsere Stadt hat einfach nur reagiert. Haben wir diese Entwicklung maßgeblich geprägt? Ich schaue genauer hin während ich die Wörther Strasse hinunter schlendere. Genauer hingesehen habe ich hier irgendwie schon länger nicht mehr fällt mir auf. Während ich alles auf mich wirken lasse, frage ich mich, was mich hier immer so gestört hat. Irgendwie doch ganz schön. Anders als bei mir zuhause aber anders ist es auch in Neukölln, Spandau oder Wannsee. Ich nehme mir vor, öfter hinzusehen denn ich denke, man vergibt Chancen wenn man im Leben nicht alles genau betrachtet. Egal ob bei Menschen oder Stadtteilen.

Dienstag, 15. April 2014

Episode 8 - Sorge dich nicht, Wonderwoman ist unterwegs!

Als ich vor einiger Zeit mit einer Grippe das Bett hüten musste und gelangweilt durch die Fernsehprogramme zappte, blieb ich bei der Heldin meiner Kindheit hängen. Pipi Langstrumpf war nicht nur stark und selbstbewusst, sondern auch sehr kreativ, wenn es darum ging anderen Leuten eine Freude zu machen oder die Welt nach ihrem Verständnis zu verbessern. Das kleine Mädchen mit dem großen Herzen. Was für die Jungs damals die Superheldenriege war, war für mich Pipi Langstrumpf. Keine fiktionale Figur hat mich jemals wieder so stark fasziniert, wie das Mädchen aus Schweden. Irgendwann, ich erinnere mich kaum daran, verblasste diese Bewunderung. Andere Vorbilder traten in mein Leben, beeinflussten mich und meine Freundinnen. Nun, Jahre später, flimmert diese Kindheitserinnerung erneut über den Schirm und ich frage mich, ob das mein persönlicher Anfang des Wonderwoman-Mythos war, dem wir Frauen zu unterliegen scheinen. Was ist es, dass uns immer wieder die Herausforderung annehmen lässt, ins Cape zu schlüpfen und zum nächsten Einsatz zu fliegen? Ziel unserer Rettungsaktion: ein armer Mann in Not. Die Rettungseinsätze gleichen denen unserer Superhelden und lassen sich meist einem der folgenden Szenarien zuordnen: Szenario1: Das brennende Haus. Hier müssen wir den Mann unbedingt aus einer Notlage retten. Das können Dinge wie eine schlimme Ehe, Suchtprobleme, Schulden oder Obdachlosigkeit sein. Szenario2: Der Lebensmüde auf dem Dach. Dieser arme Mann hat wirklich niemandem mehr. Alle Hoffnungen lasten auf uns und ohne uns macht alles keinen Sinn mehr. Szenario3: Das Kind in Not. Das Kind in Not braucht uns eigentlich nicht als Frau sondern als Mutter. Ohne uns ist er aufgeschmissen, denn er hat noch nie selber Wäsche gewaschen, Essen gekocht oder sich um irgendetwas in seinem Leben gekümmert. Und Szenario4: Natürlich der ultimative Kampf gegen den Endgegner, gegen das Böse. Der Klassiker: der Typ der mit sich selbst nicht zurecht kommt und/oder Bindungsangst hat. Ihn versuchen wir in einem epischen Gefecht davon zu überzeugen, auf die gute Seite zu wechseln und seine Bindungsangst zu besiegen! Obwohl wir alle voll berufstätig sind, sehe ich regelmäßig dabei zu, wie wir Frauen das Cape aus dem Schrank ziehen und in unserer wohl verdienten Freizeit einen Sondereinsatz fliegen. Manchmal frage ich mich, ob wir nicht viele Probleme mit einem Schlag lösen könnten, wenn die Frauen dieser Erde ihre Energie und Helfermanie bei der Freiwilligen Feuerwehr ausleben würden. Was ist es, dass uns immer und immer wieder dazu bewegt ein Vorliebe für die schwachen, hilfsbedürftigen Männer zu entwickeln? Wollen wir uns etwas beweisen oder sind das irrgeleitete Mutterinstinkte, die uns kinderlose Frauen mit leiser Stimme auffordern, uns Kinder zu suchen die wir erziehen können. Haben wir in unserem Job nicht genug Projekte? Vielleicht tun wir gut daran das Cape manchmal einfach im Schrank zu lassen und dafür eine hübsche Jacke zu tragen. Damit kann man vielleicht nicht fliegen aber wer immer nur fliegt, sieht die Welt nur von oben, dabei gibt es so viele Perspektiven... und außerdem sehen High Heels und Skinnyjeans zum Cape einfach nicht aus.